Regionalligist Berliner AK setzt im Abstiegskampf auf einen neuen Trainer und alten Bekannten. Denn Volker Uluc trainiert den BAK zum vierten Mal.
Es arbeitete unverkennbar in Arthur Taubert – am Freitagabend vor zwei Wochen tigerte der Präsident des Berliner AK über den Vorplatz des Poststadions, sprach hier und da ein paar kurze Sätze und führte am Fancontainer eine schnelle Konversation. Dann ging er schon wieder weiter und im Nachhinein konnte man die Unruhe des obersten „Athleten“ schon als Fingerzeig werten, dass die zehnte Saisonniederlage – der BAK hatte gerade gegen Viktoria Berlin 1:2 verloren – nicht mehr mit der Geduld des Außenseiters hingenommen wird. Dem Vernehmen nach sollen die Verantwortlichen noch bis 3 Uhr in der Nacht zusammen gesessen haben, dann stand die Entscheidung fest: der Tabellenletzte aus der Regionalliga Nordost trennt sich von Trainer Jeffrey Seitz. In Windeseile ließen die Offiziellen ihre Drähte bezüglich der Nachfolgersuche glühen und schon am Samstagabend konnte man Volkan Uluc als neuen Übungsleiter präsentieren. Es war also ein kurzer Weg, denn Uluc war auch Seitz’ Vorgänger, bis zum Ende der vergangenen Spielzeit dunkle Wolken über Moabit aufzogen.
Gründe für den Wiedereinstieg
Der Rückzug der Han-Familie mit dem jahrzehntelangen Geldgeber Mehmet Ali (zuletzt Ehrenpräsident des BAK) und seinem Sohn Ebubekir (Präsident) ließen ein Finanz- wie Führungsvakuum entstehen, dem sich Uluc nicht aussetzen wollte. So schied er nach nur drei Monaten schon wieder aus seinem Amt aus – doch wieso die Rückkehr zum BAK, wo er nun insgesamt zum vierten Mal als Trainer arbeitet? „Man darf nicht vergessen, dass wir damals ja kein Präsidium mehr hatten“, führt Uluc die Situation nochmal vor Augen, „wenn Arthur Taubert damals schon als Nachfolger festgestanden hätte, wäre ich sicher nicht gegangen.“ Doch nicht nur die Kür des neuen Vorstands zog sich hin, auch der Kader zerstreute sich in dieser Zeit in alle Winde. War zunächst die Zukunft des Vereins generell in Frage zu stellen, so wurde in der Folge zumindest über einen Rückzug aus der Regionalliga Nordost spekuliert – und als auch hier die Bereitschaft der Verantwortlichen signalisiert wurde, durfte man wiederum zweifeln, ob der BAK überhaupt eine sportlich wettbewerbsfähige Mannschaft zusammenbekommen würde.
Zuallererst musste aber überhaupt ein Trainer gefunden werden, der dieses Himmelfahrtskommando übernehmen will – die Wahl fiel schließlich auf Jeffrey Seitz. Für den heute 39-Jährigen war die Unterschrift beim BAK die Chance auf einen Neubeginn in einer höheren Klasse nach vielen Jahren beim Oberligisten SC Staaken – natürlich mit einem hohen Risiko verbunden, weil er erst zweieinhalb Wochen vor Saisonstart seine Arbeit aufnahm und ihm dabei noch keine elf Spieler zur Verfügung standen. Doch unter den gegebenen Umständen waren die hoch gesteckten Saisonziele der vergangenen Jahre in Berlin-Mitte ohnehin kein Thema und man schwor sich auf einen gemeinsamen Kurs ein. Der besagte, dass man sich eine Einarbeitungszeit weit bis in die Saison hinein zugestehen müsse. Nach dem 8. Spieltag lagen die Rot-Weißen so noch ohne Sieg (drei Punkte) und mit nur einem erzielten Treffer auf dem letzten Platz der Tabelle. Doch der Rückstand war überschaubar und so kam noch keine größere Unruhe auf. Anfang Oktober folgte dann der erste Dreier (2:1 gegen Zwickau), nach 15 absolvierten Partien lag man mit nun elf Punkten auf dem drittletzten Platz. Nur drei Spielabsagen sorgten letztlich dafür, dass man zum Jahreswechsel zwar wieder die Rote Laterne inne hatte, paradoxerweise aber eigentlich in der Kalkulation lag. Dennoch sollte der Start ins neue Jahr der Anfang vom Ende der Zusammenarbeit des BAK mit Cheftrainer Jeffrey Seitz werden. Zunächst hatte man sich dabei von einigen Spielern getrennt, die nach dem „Speeddating“ im Sommer 2023 die Erwartungen nicht erfüllten und konnte mit Aleksander Bilbija (25, Abwehr) und Abu Bakarr Kargbo (31, Sturm) zwei gestandene Regionalligaspieler vom Tabellenführer Greifswalder FC verpflichten. Beide Spieler haben eine Berliner Vergangenheit,
Keine leichte Entscheidung
Rückkehrer Kargbo erlebte sogar seine persönlich beste Zeit beim BAK (39 Tore in dreieinhalb Saisons). Doch die ersten zwei Spiele des Jahres gingen bei Hertha BSC II (1:3) sowie eben gegen Viktoria verloren – und trotz des vereinbarten Kurses erwies sich das Maß für die Verantwortlichen letztlich als voll. „Nach der erneut leblosen Vorstellung unserer Athleten gegen Viktoria 89, hat die Vereinsspitze entschieden, sich von Trainer Jeffrey Seitz zu trennen“, hieß es recht deutlich in der Stellungnahme – immerhin blieb nicht unerwähnt, dass der Coach „in der schwierigsten Vereinskrise“ angetreten sei und das Team in den letzten Spielen der Hinrunde stabilisiert habe. Dazu wurde auch Präsident Taubert wie folgt zitiert: „Manche Entscheidungen sind sehr schwierig zu fällen: Jeffrey hat eine gute Arbeit geleistet und war mit großem Herzblut tätig – wir sind aber aufgrund der letzten Ereignisse zum Entschluss gekommen, im Abstiegskampf neue Kräfte frei zu machen.“
Dazu gehörte ein Personalpaket, das neben Volkan Uluc als neuem Trainer auch noch vier weitere Zugänge umfasst: Joel Bustamante (23, Mittelfeld – vereinslos, zuletzt Hertha II), Selim Gündüz (29, Mittelfeld – vereinslos, zuletzt Ankara Keciörengücü / 2. Liga Türkei), Roko Ivankovic (23, Mittelfeld – HNK Sibenik / 2. Liga Kroatien) und Semih Kayan (23, Sturm – Pazarspor / 4. Liga Türkei). Zum „Einstand“ gelang Trainer Uluc mit seiner Mannschaft vergangene Woche gleich mal ein wichtiger 2:1-Erfolg gegen den FSV Luckenwalde: „Heute in der Besprechung ging es nur um Kampf, Mentalität, die Gier – alles reinknallen“, beschrieb Doppeltorschütze Felix Pilger die Marschroute nach der kurzen Einarbeitungszeit mit dem neuen Trainer. Der „Vulkan“ wiederum gibt auch von außen alles – feuert an, kritisiert und lobt lautstark. Dazu genießt Uluc einen gewissen Nimbus mit seiner Erfahrung, der Autorität, aber auch Fachlichkeit. „Wir wollen dabei im Abstiegskampf auf einen erfahrenen Trainer setzen, der die Mannschaft wachrüttelt – mit Volkan Uluc haben wir einen Nachfolger präsentieren können, der den Verein bestens kennt und sich mit der immer bedrohlicher werdenden Situation auskennt.“ Die klare Mission heißt nun also ganz unmissverständlich Klassenerhalt. Das verdeutlicht auch die Laufzeit des Vertrags mit Uluc, der zwar anderthalb Jahre gültig ist – aber eben nur für die Regionalliga Nordost.