Nach dem Sieg gegen den FCK steht die SV Elversberg mit einem 1:1-Unentschieden bei Fortuna Düsseldorf im Mittelfeld der Tabelle – und hätte um ein Haar auch gewonnen.
Nach zuvor zwei Niederlagen und einem Remis konnte Fortuna Düsseldorf erneut keinen Dreier einfahren und musste dadurch im Rennen um den Aufstieg erneut einen Rückschlag hinnehmen. Die SV Elversberg blieb zum zweiten Mal in Folge ungeschlagen und hält sich im oberen Mittelfeld.
Vor dem Aufsteiger-Duell gegen den VfL Osnabrück hat das Team von Trainer Horst Steffen satte acht Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Dabei musste Steffen auch beim Auftritt in der Rhein-Metropole wieder improvisieren. Frederik Jäkel rückte nach abgesessener Rot-Sperre zurück ins Team und verdrängte Neuzugang Florian Le Joncour aus der ersten Elf. Zudem kamen Paul Stock und erstmals überhaupt auch Joseph Boyamba von Beginn an zum Einsatz, Paul Wanner und Thore Jacobsen blieben draußen. Besonders das Fehlen von Wanner, gegen den 1. FC Kaiserslautern bester Elversberger, überraschte zunächst. Doch der 18-Jährige hatte die Reise nach Düsseldorf aufgrund einer Erkältung gar nicht erst mit angetreten. Dies konnte dagegen Trainer Steffen tun, auch er lag unter der Woche flach, meldete sich aber am Spieltag gesund und reiste mit dem Auto nach.
Erste Halbzeit regelrecht verschlafen
Die Gäste von der Saar starteten offensiv und kamen gleich in den ersten vier Minuten zu zwei Chancen durch Jannik Rochelt (1.) und Maurice Neubauer (4.). Doch danach übernahmen die Hausherren immer mehr das Spielgeschehen und wurden stetig gefährlicher. Erst Vincent Vermeij mit einem Kopfball (3.), dann Christos Tzolis mit der Stirn (11.), dann Jona Niemiec ebenso mit dem Kopf (15.) hätten die frühe Führung erzielen können. Für die sorgte letztlich Ísak Bergmann Jóhannesson, der eine verlängerte Flanke von Vermeij am rechten Pfosten aus einem Meter zum 1:0 über die Linie drückte (19.). Es war die erste Führung der Fortunen in diesem Jahr. Und die Hausherren wollten mehr, setzten Elversberg immer weiter unter Druck. Doch sie vergaben nun auch beste Chancen. So wie Ao Tanaka, der nach Pass von Niemiec ganz frei aus zehn Metern an Elversbergs Keeper Nicolas Kristof scheiterte (32.). Oder Joshua Quarshie mit einem Kopfball nach Ecke an den Innenpfosten (35.). Zu diesem Zeitpunkt stand es 9:3 nach Torschüssen für die Fortuna. Erst in der Nachspielzeit hatten die Gäste noch einmal den Torschrei auf den Lippen, als Maurice Neubauer stark aus der Distanz abzog, F95-Torhüter Florian Kastenmeier aber toll parierte (45.+3). Und doch sollte dieser Schuss ein Weckmoment für die Gäste sein. Denn Elversberg kam deutlich agiler und offensiver aus der Kabine, setzte die Fortunen von Beginn an unter Druck, ohne sich zunächst in gefährliche Positionen zu bringen. Düsseldorf stand hinten sicher. Doch dann konnte sich Rochelt stark auf rechts durchsetzen, passte in die Mitte und da musste der eingelaufene Joseph Boyamba nur noch aus fünf Metern zum 1:1 einschieben (53.). In der Folge wirkten beide Mannschaften so, als würde ihnen die Punkteteilung reichen, spielten kaum noch gezielt nach vorne. 27 Minuten sollte es dauern, bis die Zuschauer mal wieder einen Torschuss sahen, allerdings keinen gefährlichen, Semih Şahin verfehlte das Tor deutlich (80.). Dann aber lag der Ball doch noch einmal im Tor. Nach einem Konter hatte Wahid Faghir getroffen, doch nach Video-Analyse wurde der Treffer wegen Abseits nicht gegeben (90.+1).
„Das war ein Spiel, in dem wir hinten zu null spielen sollten“, sagte Fortuna-Kapitän André Hoffmann und zeigte sich sauer und enttäuscht: „Die Torchancen und die Spielanlage haben auch deutlich mehr hergegeben. Das ist deutlich zu wenig.“ Dabei sprach der Kapitän vor allem von der ersten Halbzeit, in der die SV Elversberg dann doch recht glücklich nur mit einem Tor in Rückstand lag. Nach dem Spiel war Horst Steffen jedoch zufrieden, gerade auch wegen der ersten Halbzeit: „Wir nehmen das 1:1 gerne mit, gerade nach der ersten Halbzeit. Da hatten wir schon unsere Probleme. Nach einer Umstellung wurde es dann besser und ein wenig entspannter für uns. In der zweiten Halbzeit war es dann ausgeglichen und am Ende könnten wir dann sogar gewinnen – das wäre sicherlich zu viel des Guten gewesen“, sagte Steffen, fügte aber schmunzelnd hinzu. „Mitgenommen hätten wir es aber trotzdem gerne.“ Besonders zufrieden war er mit der ungebrochenen Mentalität seiner Mannschaft: „Die Jungs mussten heute auch viel hinterherlaufen, mussten viel leiden und sind trotzdem bei sich geblieben. Sie haben gemeinsam und leidenschaftlich verteidigt und dann diesen Punkt schlicht und ergreifend verdient.“
Ein Sieg wäre des Guten zu viel gewesen
Unzufrieden war er dennoch mit der Herangehensweise seiner Mannschaft in den Zweikämpfen, vor allem in der ersten Halbzeit: „Wir waren da ein wenig halbgar, das haben wir dann recht schnell gemerkt, dass gegen die Fortunen so nichts zu holen ist. Wir waren bei den zweiten Bällen nicht präsent und haben dann in fast allen Zweikämpfen den Kürzeren gezogen; da mussten wir der Mannschaft dann durchaus klarmachen, dass es so nicht geht. In der zweiten Halbzeit war es dann besser, da hatten wir den Mumm und auch den einen Angriff, der uns dann wirklich zurück ins Spiel katapultiert hat.“ Und für all diejenigen, die mit dem Punkt unzufrieden waren, da am Schluss ja durchaus mehr drin gewesen wäre, hatte Steffen auch noch etwas parat: „Wir sind mit diesem 1:1 sehr zufrieden; wenn wir als SV Elversberg einen Punkt in Düsseldorf holen, dann ist das gut. Wir sind und bleiben ein Aufsteiger.“ Und dachte dabei mit Sicherheit auch noch an das Hinspiel, als die Fortuna der SVE beim 5:0 an der Kaiserlinde eine Lektion erteilte. „Wenn wir nicht hellwach sind und an unsere Grenze gehen, dann kann es in der Liga schon mal passieren, dass ein Gegner kommt und uns herspielt“, sagte Steffen damals. Diesmal wurde die SVE nicht hergespielt, im Gegenteil.
Das räumte auch Fortuna-Trainer Daniel Thioune ein. „Respekt, wie die SVE sich entwickelt hat. Sie haben zu Recht so viele Punkte auf dem Konto. Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir gegen einen starken Gegner in der ersten Halbzeit nicht mehr gemacht haben.“ Das konnte die SVE auch. Und hat am Sonntag um 13.30 Uhr gegen Schlusslicht Osnabrück den ersten „Matchball“ in Sachen Klassenerhalt.