Das Leben ist konkret. Also weg mit den Parteiprogrammen und her mit den Containern. Ist vielleicht etwas spitz und verkürzt formuliert, aber nicht ganz aus der Luft gegriffen. Wobei es eigentlich gar nicht um Container selbst geht, sondern um die Stellplätze für Glas-, Papier und Plastik-Container. Und von wegen Programm: Das Thema stand auch schon in Eckpunkten von Programmen, bevor es die große Politik im Landtag beschäftigte. Das Ärgernis ist quer durch Stadtteile und Dörfer zu besichtigen: Die Container sind voll und drum herum die komplette Müllvielfalt, bunt verstreut, vom Dauerregen in eine eklige Pampe verwandelt.
Videoüberwachung soll für Ordnung sorgen, schlägt die CDU vor. Dazu gibt es erstmal keine grundsätzliche Ablehnung, aber die Begeisterung hält sich in sehr überschaubaren Grenzen. Durchaus nachvollziehbar. Was helfen Kameras gegen vorsätzliche Dreistigkeit? Vielleicht wäre der überwachte Platz etwas weniger vermüllt, dafür müssten wir an anderen Stellen den Dreck wegräumen lassen - die wir dann logischerweise auch überwachen müssten.
Kameras also auf allen Feld- und Waldwegen? Klingt nach der Alternative zwischen Komplettüberwachung und Resignation und damit wenig erquicklich.
Dabei bietet sich das Thema zu Kommunalwahlkampfzeiten an. Wer wollte keine sauberen Plätze in seinem Ort? Und natürlich ist richtig, die Vermüller zur Verantwortung zu ziehen. Es leuchtet keinem ein, dass wir auf unsere Kosten denen überall hinterher aufräumen lassen sollen.
Dabei ist der Anblick der Containerplätze durchaus ein Symbol für eine ziemlich weit verbreitete Einstellung, sich der eigenen Dinge bequem zu entledigen. Sollen doch andere sehen, dass das in Ordnung kommt. Und das spielt sich überall ab, fahrlässig im Kleinen bis verantwortungslos dreist, und das übrigens quer durch alle Schichten. Aufklärung, Mahnung, Strafandrohung haben da nur begrenzte Reichweite.
Videoüberwachung mag vielleicht helfen, an einigen Stellen Auswüchse einzudämmen. Chinesische Verhältnisse, wo statistisch auf zwei Einwohner eine öffentliche Überwachungskamera kommt, sind wohl kaum erstrebenswert. Wenn wir saubere Plätze und Orte zum Wohlfühlen wollen, müssen wir über mehr reden als nur Videoüberwachung.