Schluss mit dem Single-Dasein, dachte sich unsere Autorin Isolde Weber und meldete sich bei Elitepartner an. Dabei machte sie interessante Erfahrungen.
Ich wollte mich ja nur mal informieren. Geh doch ins Internet, so macht man das heute. Im Freundeskreis lautete unterschwellig der Tenor: Selbst schuld, wenn du noch Single bist. Ja, die Auswahl an Männern ist wirklich groß. Kaum hat man sich kostenlos registriert, kommt eine eindrucksvolle Anzahl an Vorschlägen. Dann auch schon eine Nachricht. Solange man nicht kostenpflichtig angemeldet ist, wird das nichts mit dem Nachrichtenaustausch.
Für diese kostenpflichtige Mitgliedschaft wird dann ein Angebotspreis offeriert: Gerade mal etwas über 400 Euro für ein Jahr Mitgliedschaft. Also kaum mehr als die Gebühren für ein halbes Jahr. Ein Halbjahresvertrag ist unverhältnismäßig teuer gegenüber dem Jahresvertrag. Natürlich, die Chancen innerhalb eines Jahres den Richtigen zu finden, sind womöglich höher als in einem halben Jahr. Intention des Anbieters ist es ja auch, möglichst viele „erfolgreiche" Nutzer zu verzeichnen. Ich meldete mich schließlich zum Angebotspreis für ein Jahr an. Drei Monate Kündigungsfrist. Am besten kündigt man direkt nach Vertragsabschluss, denn das Portal weist keinesfalls nochmal darauf hin. Die Abbuchung über meine Kreditkarte erwischte mich kalt: 319 Euro Halbjahresbetrag! „Im September buchen wir die zweite Hälfte des Jahresbetrages ab." Ich war ziemlich entsetzt. Natürlich sind 640 Euro für den „Traummann" nicht zu viel. Trotzdem: eine Menge Geld für eine potenzielle Möglichkeit. Also verlängerte sich mein Vertrag um ein weiteres Jahr. Aber vielleicht war ja gerade jetzt der Richtige dabei?
Die Plattform gibt fertige Grüße vor
So positiv eingestimmt habe ich mich nach einer Weile wieder eingeloggt und mir die Vorschläge angeschaut. Von den Männern, die mich interessierten, bekam ich meist nur eine Antwort, wenn ich mit einem vorgefertigten Gruß der Plattform auf mich aufmerksam machte. Der ein oder andere Nachrichtenaustausch erfolgte nun, aber kein Date. Dann kam eine Nachricht eines Profils, welches mich nicht direkt angesprochen hätte, aber ein Nachrichtenaustausch begann. Es dauerte nicht lange, und ich konnte meinen früheren Studienkollegen identifizieren. Er hatte zwar auch eine Vermutung, aber da wir uns fast 30 Jahre nicht gesehen hatten, gab es keine Wiedererkennung, zumindest nicht nach den Fotos. Kurz: Wir trafen uns, und er erkannte mich auch nach kurzer Zeit wieder. Wir hatten nach mehreren Treffen dann tatsächlich eine Beziehung, die aber nach einigen Monaten in die Brüche ging.
Doch zurück zum Anfang. Die geforderten Fragen zum Persönlichkeitstest beantwortete ich möglichst spontan und ehrlich. Allerdings ertappte ich mich dabei, dass ich über den Hintergrund der Frage zu viel nachdachte. „Ich tausche mich gerne mit meinem Partner über die Erlebnisse des Tages und unser Befinden aus." Ja, aber was bedeutet „gerne"? Wenn ich „Ja" sage, heißt das dann, ich nerve ihn täglich mit meinem mehr oder weniger wichtigen Zeugs und meinen Befindlichkeiten? Wenn ich „Nein" ankreuze, bedeutet dies, dass ich nicht besonders kommunikativ bin?
Auch das Anlegen meines Profils war eine echte Herausforderung und brauchte Zeit. Wie profiliere ich mich? Soll ich alle Interessen angeben? Führt die Angabe von scheinbar Widersprüchlichem vielleicht zum Eindruck, ich sei furchtbar kompliziert? „Ich koche gerne" das scheint mir unproblematisch. Oder? Folgt darauf vielleicht der Gedanke: Ja, man sieht’s. Ich bin kein Magermodell, aber dennoch sportlich. Zum Glück kann man hier, im Gegensatz zum Persönlichkeitsprofil, den ein oder anderen Eintrag auch wieder verändern. Auch die Antworten auf Fragen wie: „Wie sieht ein gelungenes Wochenende für Sie aus?" können offen bleiben, bis man sich wirklich entscheidet, etwas einzutragen oder auch nicht.
Ich bin nicht besonders aktiv beim Kontakt aufnehmen, ich möchte gefunden werden und wünsche mir Männer, die sich für mich interessieren. Da passierte nicht sehr viel. Manchmal auch Abstruses. Oder Zuschriften; bei denen ich dachte: „Junge, hast du mein Profil nicht gelesen?"
Da ich bereits „erfahren" war und vor einigen Jahren schon mal auf einer anderen Partner-Plattform auf der Suche nach dem Richtigen war, ging ich dieses Mal das Ganze etwas lockerer an. Also versuchte ich, es nicht persönlich zu nehmen, wenn nach einem netten schriftlichen Nachrichtenaustausch plötzlich nichts mehr kam. Oder sogar nach einem oder zwei Dates Funkstille herrschte. Diesmal packte ich meinen Selbstwert gut ein und dachte nicht zu viel darüber nach, was der andere wohl über mich denkt. Im Rückblick muss ich auch über meine Nachrichten der ersten Online Vermittlungsversuche lachen. Oh je, da habe ich den Männern wahrscheinlich mit all meinen Interessen, Aktivitäten und dem damit hineininterpretierten Anspruch Angst gemacht.
Einige merkwürdige Zuschriften habe ich einfach mit Humor betrachtet. Das ist doch wirklich zum Lachen, wenn ein durchtrainierter, bodygebildeter Steuerberater mit Fast-Nacktfoto dich so richtig „geil" findet! Und ganz schnell ein „geiles Date" haben möchte. Dieses Profil wurde, wohl nach Beschwerden von anderen weiblichen Teilnehmern, wegen Missachtung der Verhaltensregeln von der Plattform gelöscht. Später tauchte er jedoch mit gleicher Masche wieder auf und fand mich wieder „geil".
Da ich in meinen 50ern bin, aber mit eher unkonventionellem Profil, haben sich überraschend viele jüngere Männer bei mir gemeldet. Manche sogar sehr jung. Als aber die zweite Anfrage an mich gerichtet wurde mit dem Wunsch, mein Sklave sein zu dürfen, machte ich mir doch so meine Gedanken. Komme ich denn so dominant rüber? Ob das wohl an meiner großen schwarzrandigen Brille lag? Es gibt tatsächlich auch auf seriösen Partnerbörsen viele Anfragen, die eher ein rein sexuelles Abenteuer suchen.
Auf die Treffen folgte manchmal die Ernüchterung
Dennoch sind die meisten angenehme Zeitgenossen auf der Suche nach der Partnerin fürs Leben. Aber wenn es nicht passt – passt es nicht. Das sollte man möglichst schnell herausfinden und bei Interesse nicht zu lange mit dem persönlichen Kennenlernen warten. Denn so im Rückblick hatte ich den Eindruck, dass mit jedem netten Schreiben die Illusionen und Vorstellungen vom Gegenüber immer größer wurden und von der Realität immer stärker abwichen. Wünsche und Erwartungen wurden immer mehr auf diese Person projiziert. So ging es mir jedenfalls manchmal. Beim Treffen folgte – natürlich – die Ernüchterung.
Bei einigen schriftlichen Kontakten war ich enttäuscht, wenn es nicht zu einem Treffen kam. Die für mich interessanten Männer hatten anscheinend kein Interesse an mir. Lag es an den paar Kilo zu viel? Zwar bescheinigte man mir Attraktivität, aber die meisten Männer mochten doch wohl eher super-schlank. Solche kritischen Selbstgedanken folgten unweigerlich. Sollte ich meine Biografie vielleicht etwas leichter verdaulich machen? Was ich dann auch tat und möglichst nur häppchenweise über mich berichtete. Aber machen wir uns nichts vor. Der erste optische Eindruck ist der entscheidende (wie im richtigen Leben!) – das ist nicht nur bei Männern so, sondern – mal ehrlich – auch bei uns Frauen. Das Äußere ist entscheidend, ob der Andere mich anspricht, mir sympathisch erscheint und ob ich mir vorstellen kann, diesen Mund zu küssen. Das Foto entscheidet zunächst nur, ob mir dieser Typ Mann gefällt oder nicht.
Im umgekehrten Fall habe ich mein „Nein, danke" in ein paar nette Worte verpackt. Worüber meine Nachrichtenpartner erfreut und auch angenehm überrascht waren. Auch Frauen reagieren offensichtlich ohne Nettiquette. Übrigens ein schönes Wort für Etikette im Netz. Mit dem ein oder anderen Kontakt ergab sich auf der Metaebene eine informationsreiche, nette Plauderei über Erfahrungen auf der Suche nach dem anderen Geschlecht.
Ich bin ein grundehrlicher Mensch. In meinem Profil zu flunkern kommt für mich nicht infrage. Aber offensichtlich wird online viel geschönt.
Etwas schmunzeln musste ich schon, als nach einem Kontakt per Nachricht mit einem Herrn dieser offensichtlich an Körpergröße zunahm. Erst einen Zentimeter, dann noch einen. Beim persönlichen Treffen zeigte sich jedoch die Wahrheit: Für den wirklich interessanten, aber auch sehr zierlichen Mann empfand ich mich einfach als zu groß. Trotzdem verbrachten wir einen sehr angenehmen halben Tag mit anregendem Gespräch und Erfahrungsaustausch in Sachen Partnerbörse.
Er erzählte mir von einer Frau, die er persönlich traf, und die keine Ähnlichkeit mit ihrem Foto hatte, ihm auch wesentlich älter schien als angegeben. Auf ihr stark abweichendes Foto angesprochen, sagte sie, es sei an Fastnacht entstanden und sie habe eine Perücke getragen. Da er von so vielen wesentlich älteren Damen kontaktiert werden würde, habe er aufgrund dieser Erfahrung sein Profil etwas jünger gemacht.
Mit einer anderen Internetbekanntschaft bin ich noch immer in freundschaftlichem Kontakt. Auch das ist möglich. Wir informieren uns ab und zu über den jeweiligen Beziehungsstatus.
Nach der Kontaktaufnahme per Nachricht tauscht man in der Regel die Telefonnummern (Achtung: Nur wenn man wirklich sicher ist!) und sieht dann über Whatsapp ein authentisches Foto. Auch das Telefongespräch, bei dem man zum ersten Mal die Stimme des Gegenübers hört, gibt Aufschluss darüber, ob man sich treffen möchte oder nicht. Sich zum Spaziergang zu verabreden, empfinde ich angenehmer als ein Treffen in einem Lokal. Irgendwie habe ich da das Gefühl, dass am Nebentisch und vom Service direkt erkannt wird: „Ah, erstes Internet-Date, schmunzel, schmunzel." Und der kommunikative Austausch dann auch für Nichtadressaten interessant ist.
Zumeist waren die ersten Treffen angespannt. Ich versuchte zu vergessen, dass jeder von uns beiden mit dem Ziel „potenzieller Partner?" hier ist. Das fühlte sich für mich doch immer wieder etwas seltsam und verfänglich an. Ich versuchte, die Befangenheit zu lösen. Wenn der erste Eindruck stimmte, folgte dann das gegenseitige „Abchecken", ob das Gegenüber die wesentlichen Anforderungen zur Partnerschaft erfüllt. Auf das erste Treffen gab es dann die Vereinbarung, ob es zu einem erneuten Treffen kommt oder nicht. Bei ungleicher Ansicht darüber sollte man oder vielmehr frau dies so hinnehmen und nicht in irgendwelche Grübeleien verfallen.
Auch Verzweifelte sind online unterwegs
Eine gewisse emotionale Distanz zu „Misserfolgen" ist notwendig. Manchmal auch zu Lebensläufen oder Erfahrungen im Netz, die wirklich traurig sind. Auch gibt es die Verzweifelten, die unabhängig vom Profil, wirklich jede Frau dort anschreiben. „Bitte schreib mir lieb zurück …" ein Standardtext, den ein offensichtlich einfach gestrickter Mann wohl jeder Frau schickte. Wie er allerdings in meine persönliche Vorschlagsliste geriet, trotz psychologischem Übereinstimmungstest durch den Anbieter, der vorgibt, überwiegend Akademiker anzusprechen, ist mir ein Rätsel.
Diese psychologische Auswertung auf Übereinstimmung des vorgeschlagenen Mannes finde ich ja ganz spannend, habe sie aber kaum in meine persönliche Bewertung einfließen lassen. Hier wird beispielsweise angegeben, wie hoch jeweils bei den Partnern das Bedürfnis nach Nähe ist. Die Beantwortung der Fragen zum Persönlichkeitstest, die Grundlagen für diese Auswertung und die sogenannten Matchingpunkte sind, unterliegt aber auch der Tagesform. Zu einem anderen Zeitpunkt erfasst, würde sicher auch meine psychologische Auswertung etwas anders ausfallen. Die ausführlichen Angaben zu Interessen und Aktivitäten finde ich gut. Der zeitliche Aufwand ist durchaus angebracht, wenn man seine Person möglichst gut beschreiben möchte.
Dennoch ist bei aller Beschreibung der Person keine Garantie gegeben, dass man den anderen nicht in vorgefertigte Schubladen steckt. Davor ist niemand gefeit, auch ich nicht.
Für mich habe ich festgestellt, dass die Partnersuche über das Internet nicht das Richtige ist. Der Zeitaufwand und die emotionalen Aufs und Abs belasteten mich zu sehr. Ich glaube auch, dass ich von meiner facettenreichen Person nur schwer mit einem Internet-Profil ein tatsächliches Bild vermitteln kann. Mein Bild ist wahrscheinlich nur schwer vermittelbar.