Seit dem ersten Lockdown stellen wir jede Woche ein Tier aus Tierheimen der Region zur Vermittlung vor. Um den durch Corona stark gebeutelten Tierheimen noch weiter zu helfen, durften sich die Mitarbeiter und ihre Schützlinge über viele Spendenpakete von FORUM freuen.
Emma hat ihr Geschenk gleich entdeckt. Zielsicher steuert die Hündin ihr neues Bett an, und legt sich auch gleich drauf. Lisa Neisius lacht. „Sie braucht diese spezielle Matratze, das ist besser für ihre Gelenke", erklärt die Leiterin des Tierheims in Pirmasens. Die elfjährige Emma hat nämlich Arthrose. In ihrem neuen orthopädischen Bett wird sie ab sofort besser schlafen. Doch nicht nur Emma darf sich freuen. Auf der Terrasse vor dem Tierheim-Büro stapeln sich Kisten voll mit Futter für Hunde und Katzen, Kratzbäume für die kleinen Tiger sind dabei, Meerschweinchenhäuser und vieles mehr. Lisa Neisius und ihre Mitarbeiter freuen sich über die Geschenke. „Wir merken einen Spendenrückgang", sagt Lisa Neisius. „Man weiß ja nicht, wie es weitergeht, da versuchen viele Leute vielleicht, ihr Geld zu sparen." Dem Tierheim fehlen auch die Einnahmen aus diversen Festen, die in der Pandemie abgesagt werden mussten. Die Vermittlungsrate bei den Tieren sei aber gut, sagt Lisa Neisius. „Das liegt wohl daran, dass mehr Leute im Homeoffice sind und mehr Zeit haben, zum Beispiel einen Hund einzugewöhnen." Momentan leben rund 40 Katzen, etwa 25 Kleintiere und 40 Hunde in dem Tierheim. Einer von ihnen ist Gulliver, ein bildschöner Rüde, der einen mit klaren blauen Augen freundlich anblickt. Der zweijährige Rüde ist von der sportlichen Sorte, weshalb er Menschen sucht, die ihn gern viel beschäftigen. Lisa Neisius macht sich Sorgen, dass in Zukunft mehr Tiere abgegeben werden könnten. „Was passiert, wenn mehr Leute im nächsten Jahr arbeitslos werden? Dann kann man sich die Tierhaltung nicht mehr leisten."
Wahrscheinlich werden viele Tiere wegen Homeoffice vermittelt
Auch Bella hofft auf ein neues Zuhause. Die schöne Hündin im Tierheim Dillingen hat für die kunstvoll vor dem Tierheim-Büro aufgebauten Futterspenden keinen Sinn. Aufgeregt schmeißt sie einen kleinen Dosenturm um. Tierpflegerin Elisha Ehlen zieht Bella liebevoll weg, die dann ihre Aufmerksamkeit uns zuwendet und uns überschwänglich freundlich begrüßt. Ihren Maulkorb trägt die Altdeutsche Hütehündin wegen Artgenossen, mit denen sie nicht klarkommt. „Zu Menschen ist sie superlieb", versichert Elisha Ehlen. Auch in Dillingen werden im Corona-Jahr mehr Tiere vermittelt, erzählt Claudia Schumacher. Die Festangestellte ist zuständig für das Katzenhaus. „Gerade bei den Katzen sind es sehr viele", sagt sie. Sie vermutet auch Homeoffice als Grund. Das Tierheim Dillingen kommt derzeit noch relativ gut klar, sagt Claudia Schumacher. „Es ging zwar finanziell zurück, aber wir haben auch Geldspenden bekommen. Wir haben es bis jetzt gut überstanden." Das liegt sicher auch an einer sehr großen Erbschaft, die das Tierheim durch Hedwig Trampert machen konnte. Die alte Dame hinterließ ihr ganzes Vermögen dem Tierheim. Zum Glück werden hier derzeit nicht mehr Tiere abgegeben. Im Gegenteil. „Wir bekommen viele positive Rückmeldungen nach den Vermittlungen, dass es gut klappt. Das ist doch auch mal schön."
Eine gute Vermittlungsquote haben auch die Ehrenamtlichen im Katzenhaus Oberwürzbach, berichtet die Vorsitzende des Vereins der Katzenfreunde Wadgassen, Beatrice Speicher-Spengler, während wir die Spendenpakete in einen der Katzenräume tragen. Das gestaltet sich leicht abenteuerlich, denn die flinken Samtpfoten finden es spannend, bei der Gelegenheit nach draußen zu entwischen. Damien hilft mit, die kleinen Tiger an der Flucht zu hindern. Der siebenjährige Pflegesohn von Beatrice Speicher-Spengler ist so oft er kann im Katzenhaus und hilft bei der Versorgung. 62 Samtpfoten leben derzeit hier. Vermittelt wird auch hier nach Terminabsprache, sagt Astrid Ostermayer, die vor allem für die Vermittlungen zuständig ist. Auch hier fehlen die Einnahmen aus den Festen, wie zum Beispiel dem Sommerfest oder dem Weihnachtsmarkt vorm Haus. „Das ist ein Riesenloch, das da gerissen wurde", sagt Beatrice Speicher-Spengler. Das Katzenhaus wird komplett von Freiwilligen betreut. Hilfe wird immer gebraucht. „Wir suchen immer Ehrenamtliche. Es ist immer viel Arbeit." Entgegen dem Vorurteil, Katzen wären Einzelgänger, würden die Stubentiger sich genauso auf Menschen fixieren können wie Hunde, erklärt Speicher-Spengler. „Katzen leiden auch, wenn sie hierherkommen."
Gelitten haben wohl auch Sissy und Nelly. Die beiden kleinen Hunde wurden aus einem Haushalt rausgeholt, in dem 18 Hunde hausten. Nun leben sie im Tierheim Zweibrücken. „War alles sehr chaotisch", sagt Nadine Bender, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Zweibrücken. Nelly hat aus ihrem früheren Leben ein verkrüppeltes Bein. „Sie kommt aber super damit klar, das fällt gar nicht auf", versichert Nadine Bender. Als wir die Spenden ausladen, tritt Nelly gleich den Beweis an. Sehr flott und flink springt sie um uns herum. „Sie braucht noch ein bisschen Erziehung", lacht Nadine Bender. Auch Nero, der große Hovawart, schaut neugierig aus seinem Auslauf zu uns rüber, als würde er sich fragen, was die Zweibeiner da gerade anschleppen. Es ist vor allem teures Spezialfutter, zum Beispiel für die Allergiker unter den Vierbeinern. „Die Spenden sind während Corona zurückgegangen", bedauert die 38-Jährige. „Die FORUM-Spende kommt gerade richtig." Zum Glück aber gibt es keine Kündigungen bei den Mitgliedern oder den Tierpatenschaften, sagt sie. Nadine Bender hofft vor allem, dass die Mitarbeiter gesund bleiben. „Wenn die Pfleger erkranken würden oder in Quarantäne müssten, das wäre eine Katastrophe."
Im Tierheim Homburg kommt uns vor dem Tor Julia Lohfeln entgegen, auf dem Arm einen kleinen Hund, der uns mit großen Augen anblickt. „Das ist Blacky", sagt Julia Lohfeln und dreht sich ein bisschen zur Seite, damit wir den Kleinen begutachten können. Blacky ist eine zuckersüße Hündin, die die Herzen sicher im Sturm erobert. Das zwei Jahre alte Chihuahua-Mix-Mädchen ist mit allen verträglich, versichert Julia Lohfeln, Beisitzerin im Vorstand des Tierschutzvereins Homburg. „Sie ist momentan nur noch etwas schüchtern." Auch hier stand vor allem hochwertiges Hunde- und Katzenfutter auf der Wunschliste für die FORUM-Spende. Durch den Rückgang der Einnahmen wird es immer schwieriger, das teure Futter zu besorgen. „Wir haben finanzielle Einbußen, unsere Feste, zum Beispiel das Frühlings-Eröffnungsfest mit Bastel- und Büchermarkt, unser großes Sommerfest über zwei Tage, der Weihnachtsmarkt, das Oktoberfest, alles ist ausgefallen", sagt Julia Lohfeln. Doch Not macht ja bekanntlich auch erfinderisch. „Den Adventskranzverkauf lassen wir übers Internet laufen. Und wir verkaufen sonntags hier Kuchen to go." So kommt ein bisschen Geld rein für die etwa 25 Hunde, 30 Kleintiere und
25 Katzen, die hier momentan ein Zuhause gefunden haben. Auch im Tierheim Homburg ist die Vermittlungsquote recht gut. Durch die gezielte Terminvergabe wäre das sogar besser, als bei den sonst üblichen Besuchertagen, findet Julia Lohfeln. „Dadurch suchen sich Interessenten ein Tier gezielter aus."
Spendenrückgang reißt tiefe Löcher in die Tierheim-Kassen
Jede Menge hochwertiges Futter laden wir auch im Tierheim Linxbachhof aus. Dieses liegt richtig idyllisch weit draußen bei Niederlinxweiler. Ein ehemaliger Aussiedlerhof wurde zur Heimat der derzeit 70 Katzen, elf Hunde und 16 Kleintiere. Mit viel Liebe und Arbeit hat der Tierschutzverein Neunkichen/Saar und Umgebung vor vielen Jahren den Hof umgebaut, wie uns Claudia Schneider, Schriftführerin im Vorstand, bei einem Rundgang erklärt. In der ehemaligen Scheune zum Beispiel befindet sich heute ein modernes Hundehaus. Auch die Katzenunterkünfte sind auf dem neuesten Stand, mit sehr großen Außenzwingern, alle liebevoll mit Schlafplätzen, großen Kratzbäumen und verschiedenen Spielangeboten eingerichtet. Zum Fototermin dürfen dann Evita und Ebby kommen, zwei drei Monate alte Kitten. Die beiden finden es nicht so toll auf den Armen von Claudia Schneider und Tierheim-Mitarbeiterin Nadja Janischewsky zu posieren. Lieber würden die kleinen Wusel die spannenden Pakete erkunden. Die kommen auch gerade recht, wie Claudia Schneider sagt. Vor allem die Einnahmen aus dem monatlichen Flohmarkt fehlen. Und der ist riesig. In mehreren Räumen befinden sich richtige Schätze, Geschirr in allen Variationen, Bücher, Keramik, Figuren, Schmuck. Kaum möglich, alles aufzuzählen. Da dürften auch Sammlerherzen höherschlagen.
Die Herzen von Kaninchenfreunden schlagen sicher höher beim Anblick von Freddy und Tina. Die beiden hübschen Langohren leben im Tierheim Saarbrücken. Neugierig kommen sie angehoppelt, als wir uns nähern. Vielleicht ahnen sie schon, dass wir in unseren Spendenpaketen auch einige Leckereien für sie dabei haben. Marly dagegen interessiert sich für die Hundespezialitäten. Der vier Jahre alte Rüde lässt sich kaum dazu bewegen, fürs Foto stillzustehen, er untersucht viel lieber mit der Nase die Hundefutterdosen. Einen Rückgang der Spenden ganz allgemein spürt das Tierheim Saarbrücken nicht, wie Frederick Guldner, im Vorstand für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, versichert. „Finanzielle Ausfälle haben wir aber auch, weil wir keine Veranstaltungen dieses Jahr hatten. Das reißt ein Loch von mehreren Zehntausend Euro." Zum Glück würden aber zurzeit nicht mehr Tiere abgegeben als sonst, sagt Tierheimleiterin Ina Ulrich. Dass momentan keine Besucher kommen dürfen, findet Frederick Guldner für die Tiere eigentlich ganz gut. „Die Hundevermittlung läuft mit Termin besser. Denn durch das viele Gebelle beim normalen Besucherstrom denken wohl manche Leute, dass hier nur schwierige Hunde sind. Beim Kennenlerntermin erleben die Interessenten den Hund dann unter entspannten Bedingungen." So hat Corona trotz allem auch mal was Gutes.