Ein Kommentar von Michaela Auinger zum Interview mit Minister Commerçon
Was haben die Bürger davon? Diese einfache Frage schlichter Schönheit wird selten gestellt. Dabei ist es die Gretchenfrage. Jedenfalls überall dort, wo Steuergelder im Spiel sind. Eine Frage, die mit der Tür ins Haus fällt und eine Antwort erwarten lässt, die auf den Punkt kommt. Minister Commerçon kommt jedoch ins Nirgendwo im Versuch der Antwort auf die Kulturministerkonferenz. Der Theaterpreis Faust tangiert mich als Bürgerin nicht. Ich sehe mich als journalistisch arbeitende Bürgerin, die – hoffentlich – mit wachem Geist fragen darf. Koordination lässt sich im digitalen Zeitalter einfach herstellen. Ich sehe aber ein, dass man als Minister, ob von Kiel oder Saarbrücken kommend, gerne eine Dienstreise nach Berlin unternimmt. Was ich einsehe, ist auch, dass man im Minister-Amt lieber Gestalter als Verwalter sein möchte. Der Großteil der Kulturgelder ist institutionell festgelegt. Wo bleibt Spielraum für eigene Akzente? Die Landesregierung hatte den Musikfestspielen Saar 350.000 Euro entzogen, damit im Oktober 2017 zehn Tage „Colors of Pop" veranstaltet werden kann. Bei den vierwöchigen Musikfestspielen Saar 2019 engagierte man sich projektbezogen feigenblattartig. In der Festschrift zum 25. Jubiläum Musikfestspiele Saar sprach Annegret Kramp-Karrenbauer 2014 von „beachtlichen Besucherzahlen" und einem „Ereignis, das nachhaltig über unser Land hinauswirkt". Daran hat sich auch 2019 nichts geändert. Die Musikfestspiele Saar erfreuen sich eines Fördervereins mit 1.000 Mitgliedern und einer namhaften Anzahl treuer Sponsoren, die die Musikfestspiele Saar weiterhin ermöglichen. Kulturminister Commerçon sieht, dass die Musikfestspiele Saar auch mit kleinem Landeszuschuss erfolgreich sind und bastelt an „seinem" Festival. Top-down oder Graswurzel? Die Kulturschaffenden der Region sollten Unterstützung erfahren. Ich erlebe Commerçon durchaus in diesem Sinne als Kultur-Ermöglicher, nicht als -verhinderer. Auf Ideen anderer warten, das will ein Gestalter aber nicht. Im nächsten Jahr erleben wir ein neues Festival. Gut. Kultur kann es nie genug geben.