Schnelle Pferde, modische Hüte, spannende Wetten: Dafür steht der Rennclub Saarbrücken seit nunmehr 50 Jahren. Eröffnet werden sollte die Jubiläumssaison auf der Güdinger Rennbahn am Ostermontag, doch die Coronavirus-Krise macht auch dem Pferderennsport einen kräftigen Strich durch die Rechnung.
Der vor genau 50 Jahren gegründete Rennclub Saarbrücken hat seinen für Ostermontag, 13. April, geplanten ersten Jubiläums-Renntag im Einklang mit den Sponsoren vorsorglich absagen müssen, teilte Galopper-Rennclub-Chef Werner Schmeer mit: „Wir hoffen jetzt natürlich, dass wir den Sparkassen-Renntag am Pfingstsonntag, 31. Mai, mit freiem Eintritt für die Besucher durchführen können." Der Lotto-Renntag, welcher nun der Corona-Vorsorge zum Opfer gefallen ist, soll dann in den Renntag „Tag der Saarwirtschaft" am 15. August mit integriert werden. Dazu könnte noch im Herbst, am 13. September, der in Lebach gestrichene Renntag „Grünes Band der Saar" kommen. Kaum einer glaubt aber jetzt noch daran, dass die bisherigen Rekorde von einmal 25.000 Besuchern an einem einzigen Renntag in Saarbrücken und 108.000 Euro Gewinn in einer Vierer-Wette beim Sparkassen-Renntag 2010 jemals übertroffen werden.
Rekordgewinn von 108.000 Euro
Dabei hat der Rennclub Saarbrücken eigentlich prima Karten im Konzert der Rennvereine – denn das gibt es so auf keiner anderen Pferderennbahn in Deutschland: Top-Jockeys wie Derby-Sieger Maxim Pecheur sowie Amateurrennreiter und Trabfahrer steigen abwechselnd in Sattel und Sulky. Die originellsten Damenhüte und schönsten Pferde im Führring werden prämiert, Kinder werden mit Spielen belustigt und selbst die Tickets von Wettpechvögeln, die aufs falsche Pferd gesetzt haben, nehmen später noch an attraktiven Geldpreis-Verlosungen teil. Dennoch muss auch der Rennclub Saarbrücken mit seinen Zuschauerzahlen und Wettumsatzraten (bei 50 Cent Mindesteinsatz) im Reigen der Mitbewerber um Sponsoren für die Geldpreise der Rennen buhlen und sich neuerdings gar gegen Kritik der Tierschutzorganisation Peta wehren, welche die Dressur von Zirkustieren ebenso anprangert wie den streng geregelten und limitierten Peitscheneinsatz auch bei Pferderennen.
„Wir haben mit der ehemaligen Rennreiterin Andrea Glomba eine eigene Tierschutzbeauftragte. Und seit der kompletten Sanierung unseres Geläufs vor acht Jahren ist nie mehr ein Pferd schwer verunglückt", heißt es dazu beim Rennclub Saarbrücken. Der wird seit 2014 von Präsident Ulrich S. Heinz sowie Werner Schmeer (Galopp) und Harald Schiffler (Trab) geführt. Ihr aller Motto lautet: „Jeder Renntag soll für die ganze Familie ein unvergessliches Erlebnis sein." Noch dieses Jahr soll auch in neue Pferdeboxen für die Gäste auf der Rennbahn investiert werden, kündigt Schmeer an. Er war einmal selbst Deutschlands erfolgreichster Amateurrennreiter mit 237 Siegen in 793 Rennen.
Zur illustren Geschichte des Rennclubs – zusammengefasst in einer rund 50-seitigen Broschüre – gehören jede Menge Reminiszenzen an prominente Gäste, sportliche Erfolge, Rekordgewinne oder auch Kuriosa wie ein Kamelrennen zwischen einem Dromedar und einem Trampeltier oder ein per Foto festgehaltenes Handicap-Rennen zwischen einem Traber und einem Galopprennpferd, das natürlich der mit bis zu 60 km/h ins Ziel rennende Galopper trotz längerer Wegstrecke gewann. Auch Schubkarren- und Ponyrennen, Fallschirmabsprünge, Modeschauen und Prominenten-Trabfahren, unter anderem mit Hitparaden-Schnellsprecher Dieter Thomas Heck und Deutschlands Ex-Sportlerin des Jahres Heide Ecker-Rosendahl, gab es schon auf der Güdinger Rennbahn.
„Nur Sängerin Nicole war leider noch nie da"
„Unsere Bahn mit ihrem schönen Grün ist ursprünglich auf einem Gemisch von Morast, gewaschenem Sand aus der Saar und Bodenerde gewachsen", sagen Galopper-Chef Werner Schmeer (77) und der langjährige Pressewart Wolfgang Lauff (80). Beide gehören ebenso wie die Traber-Ikonen Dr. Rolf Eichholz und Harald Riesinger oder auch der verstorbene Ex-Saarlandhallen-Chef Karl Bossert zu den Gründungsmitgliedern des Rennclubs Saarbrücken – eingetragen am 21. Januar 1970 ins Vereinsregister Nr. 2480 beim Amtsgericht Saarbrücken. Die Güdinger Rennbahn selbst ist noch deutlich älter und erlebte schon am 12. September 1948 ihr erstes Rennen, dessen Sieger damals „Waldfee" hieß.
Zum Rekordbesuch von 25.000 Zuschauern kam es laut Chronik 1955, als der wegen einer Liebesaffäre mit der britischen Prinzessin Margaret bekannte Peter Townsend in Güdingen an einem Renntag zwei Rennen ritt, aber je nur Zweiter wurde. 1985 wurde auf der Saarbrücker Rennbahn das Elektronen-Toto eingeführt. Nahezu alle Saar-Regierungschefs, Bundesminister, Wirtschaftsbosse und andere Prominente kamen schon. „Nur unsere Grand-Prix-Gewinnerin und Sängerin Nicole war leider noch nie da", bedauert Pressewart Lauff, der schon mit dem Vater von Nicole gut befreundet war. Unvergessen bei den Pferderenn-Enthusiasten ist auch der einst als „Mister Sportschau" bekannte frühere SR-Sportchef Werner Zimmer, der in den 90er-Jahren erstmals Fernsehkameras im Inneren der Rennbahn auf einem Auto mitfahren ließ und so das „Wo laufen sie denn?"-Erlebnis aus Zuschauersicht auf die Bildschirme zauberte.
Zur Reihe der ehrenamtlichen Präsidenten des Rennclubs gehörten in den vergangenen fünf Jahrzehnten unter anderem der Unternehmer Rolf Herzberger (Napoleon Sekt), Wochenspiegel-Chef Helmut Gebauer und der langjährige ADAC-Vorsitzende Paul Niemczyk. Seit 2014 steht als Präsident der Jurist Ulrich S. Heinz an der Spitze. Alle Renntag-Termine, Starterfelder und weitere Details werden jeweils rechtzeitig auf der Internetseite www.rennclub-saarbruecken.de veröffentlicht.