Der Kampf um mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen hat in den letzten Jahren weiter an Fahrt zugenommen. Vieles hat sich schon getan, aber noch immer gibt es genügend Baustellen, die es anzugehen gilt.
Sei es die politische Mitbestimmung, das Recht Auto zu fahren oder ein eigenes Konto ohne Erlaubnis des Ehemannes zu eröffnen – was so normal klingt, ist für Frauen noch gar nicht so lange so selbstverständlich. Auch hier in Deutschland.
Viele der Dinge, die wir heute als Selbstverständlichkeit ansehen, wurden in den letzten 100 Jahren hart erkämpft. Es waren Frauen wie Clara Zetkin, Marie Juchacz oder Olympe de Gouges, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Frauen eine Stimme erhalten. Gezeigt, dass Frauen alles sein können, aber mit Sicherheit nicht das „schwache Geschlecht" sind.
Auch die 2019 beschlossene Einführung des Internationalen Frauentages am 8. März – im Übrigen eine Grundidee, die auf Clara Zetkin zurückgeht –
kann als echter Meilenstein gesehen werden. Sowohl das Datum, als auch die Bedeutung des Frauentags haben sich zwar oft geändert, seit Zetkin sich 1910 für einen solchen Tag ausgesprochen hatte. Aber klar blieb eines dabei immer: Er steht im Zeichen der Gleichberechtigung. Insbesondere in Großstädten, allen voran natürlich Berlin, wird mit Demonstrationen somit nicht nur gegen Sexismus vorgegangen, sondern gegen Gewalt und Diskriminierung in allen Facetten, auch gegen Rassismus.
Ja, vieles hat sich getan. Und so weit wir heute in Sachen Gleichberechtigung auch sein mögen, klar bleibt trotzdem auch: Es bleibt noch einiges zu tun. Sexismus ist noch immer ein Teil unserer Gesellschaft, das hat nicht zuletzt die #MeToo-Debatte aus dem Jahr 2017 gezeigt. Ungleiche Lohnverhältnisse, vorherrschende Klischees und eine Unterrepräsentation von Frauen in politischen und wirtschaftlichen Führungsämtern sprechen eine allzu deutliche Sprache. Noch immer wird vielen Frauen vorgelebt, dass Kind und Karriere nicht miteinander einhergehen könnten. Rollenbilder scheinen auch noch im 21. Jahrhundert eng in unseren Köpfen verankert zu sein.
Kein schwaches Geschlecht
Als Allzweckwaffe gegen Diskriminierung wird an vielen Stellen aktuell mit Quoten hantiert. So nützlich sie sein können, bieten sie aber dennoch neuen Nährboden für Diskriminierung und Missgunst gegenüber Frauen. Auch Debatten wie jene um eine „gendergerechte Sprache" bieten viel Zündstoff für Emotionen. Der immer stärker werdende Trend, alles zu politisieren und jeden mit konträrer Meinung sofort in eine (politischen) Schublade einzuordnen, befeuert vieles noch zusätzlich.
Und wo der Feminismus ein Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann sein soll, wird auch immer häufiger die laute Minderheit jener als Paradebeispiel angeführt, die den Feminismus als fleischgewordenen Männerhass bezeichnen.
Dabei sollte es im Endeffekt niemandem darum gehen, dem anderen „etwas wegzunehmen", sondern darum, durch und mit dem jeweils anderen zu profitieren. Studien belegen, dass Frauen in Führungspositionen oftmals Qualitäten mitbringen, die bei Männern in Chefetagen durchschnittlich weniger stark ausgeprägt sind. Das macht den einen nicht qualifizierter als den anderen, sondern sollte als Chance für alle verstanden werden.
Denn Feminismus in seinem Grundgedanken soll sich nicht allein an Frauen richten. Rund acht Prozent der in einer Statista-Umfrage befragten Männer gaben an, sich selbst als Feminist zu bezeichnen. Feminismus richtet sich auch an sie: Denn es gibt auch Bereiche, in denen Männer nachteilig behandelt werden – man muss sich als griffigstes Beispiel nur Sorgerechtsstreitigkeiten ansehen.
Letztlich ist eines klar: Gleichberechtigung sollte ein gemeinsames Ziel sein, denn erreichen kann man es nur zusammen – respektvoll und auf Augenhöhe. Am Ende ist es doch so, wie es einst der US-amerikanische Schauspieler Clint Eastwood sagte: „Ich glaube, ein Mann will von einer Frau das gleiche wie eine Frau von einem Mann: Respekt."