Es ist ein richtig schönes Schmuckstück, das sich am Ortsausgang von Bildstock, Richtung Spiesen-Elversberg, auftut. Wohl in wenig anderen Naherholungsgebieten im Saarland findet man so nah beieinander so viele Sehenswürdigkeiten, Freizeitangebote und Waldfläche wie im Villinger Park und auf dem Hoferkopf.
Auf dem bis zu 360 Meter hohen Hausberg der kleinen Stadt Friedrichsthal hat man eine wunderbare Sicht auf die herumliegenden Orte, Täler und Erhebungen. Als Startpunkt für einen Spaziergang oder eine Wanderung bietet sich der am Ortsausgang von Bildstock an der Spieser Straße gelegene Parkplatz an. Alternativ ist es möglich, ein paar Meter weiter in die Birkenallee links abzubiegen, von Bildstock aus kommend. Dort kann man auf dem Parkplatz unterhalb der Gaststätte „Zum Hoferkopf" sein Auto abstellen. Meine Wanderung beginnt an der erstgenannten Möglichkeit. Im Grunde ist es auch egal, von wo aus man sich die Flächen erschließt, die sich nach Angaben der Stadt Friedrichsthal wie folgt aufsplitten: „Die Fläche des Villinger Parks ist circa 18.550 Quadratmeter groß und besteht zu zwei Dritteln aus Rasenflächen. Die Fläche des angrenzenden Hoferkopfgeländes macht zusätzlich weitere 51.300 Quadratmeter aus." Als erste Sehenswürdigkeit strahlt einen direkt eine Buntsandsteinwand an, die abends per LED-Strahler beleuchtet ist. Die charakteristische Braun-Rot-Färbung versprüht einen Hauch von der verspielten Leichtigkeit des Dahner Felsenlandes. Wie es bei solchen Gesteinsformationen üblich ist, kann sich auch mal etwas davon lösen, doch einige Schilder weisen auf diese Gefahr hin. Ein kleiner Weg führt hinab zu einem Begrüßungsstein, auf dem steht: Villinger Park. Den Namen – man ahnt es sicher – erhielt das Gelände dank der Städtepartnerschaft mit dem rund 86.000 Einwohner starken Ort Villingen-Schwenningen im Südwesten Baden-Württembergs.
Friedrichsthals Bürgermeister Christian Jung, seit 1. April im Amt, erklärt dazu: „Die Städtepartnerschaft besteht noch, konnte jedoch in den vergangenen Jahren aufgrund der Haushaltslage der Stadt nicht in dem Maße gepflegt werden wie in früheren Zeiten." Die Partnerschaft besteht aber immerhin seit 1937 und konnte auch über die Kriegs- und Nachkriegsjahre gerettet werden, wie er betont. Da Friedrichsthal im September 1969 die Stadtrechte erhielt, wollte man eine Delegation aus der Partnerstadt zum 50. Geburtstag einladen. Gefeiert werden sollte 2020 mit einem großen Fest im Frühling. Christian Jung erläutert: „Aus den bekannten Gründen – Corona – konnte das Fest, wie so viele andere auch, nicht begangen werden." In unmittelbarer Nähe des Begrüßungssteins befinden sich einige Plätze, auf denen man einst wohl Schach, Dame und Mühle spielen konnte. Ein ausgedienter Förderwagen und ein altes Rad erinnern an den Bergbau und daran, dass Friedrichsthal früher eine florierende Bergbaugemeinde war. Die Grube Maybach im gleichnamigen Stadtteil wurde bereits 1981 stillgelegt. Ein Denkmal vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude von Maybach erinnert an einen schweren Unfall, der 1930 98 Bergleute das Leben kostete.
Neue Filzgolfanlage wäre eine der ersten ihrer Art im Saarland
Begrüßungsstein und Sitzmöglichkeiten sind etwas in die Jahre gekommen. Auch andere Teile des Geländes mit wahnsinnig viel Potenzial scheinen sich im „Dornröschenschlaf" zu befinden. Gibt es vielleicht einen Plan zur Weiterentwicklung des Geländes? Christian Jung erklärt: „Im Park soll eine Filzgolfanlage durch den bestehenden Minigolfverein errichtet werden, die Möblierung soll schrittweise erneuert werden. Seitens des Stadtrates wurde der Ruf nach einem Gesamtkonzept für den Hoferkopf laut, der auch den Neubau eines Aussichtsturmes beinhalten könnte. Die Erarbeitung erfolgt jedoch nicht durch die Verwaltung, sondern gemeinsam mit dem Stadtrat und jenen Gruppen, die hier am Hoferkopf und im Villinger Park aktiv sind."
Der Blick zur bereits genannten Buntsandsteinwand jedenfalls wurde bereits im vergangenen Herbst wieder freigestellt. Es gebe Überlegungen, hier einen Sternenweg starten zu lassen, der sich am Jakobsweg orientiert. Auch weitere Überlegungen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität und zur Verbesserung der Parkplatzsituation sind im Gespräch. Die Treffen mit dem zahlenmäßig sehr stark besetzten Arbeitskreis seien coronabedingt immer wieder abgesagt worden. Doch er gibt sich optimistisch: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!"
Direkt daneben befindet sich die Minigolfanlage des Bahnengolf-Clubs Bildstock. Wenig erstaunlich ist es bei der Qualität der Anlage, dass diese in den schönen Monaten sehr gut frequentiert ist – natürlich nur, wenn gerade keine Pandemie wütet. Der Platz war Anfang bis Mitte der Nullerjahre verfallen und nicht mehr bespielbar. Auch hier gab es also einen Dornröschenschlaf. Durch umfangreiche Renovierung und viel ehrenamtliches Engagement konnte man sich jedoch wieder fangen. Heute ist die Anlage mit den 18 Turnierbahnen eine beliebte Freizeiteinrichtung für Besucher aus dem ganzen Saarland und teilweise auch aus Rheinland-Pfalz. In absehbarer Zeit soll ein Leistungszentrum auf Landesebene entstehen. Das bedeutet, dass die von Bürgermeister Jung bereits erwähnte Filzbahn der Beginn dafür ist. Der Untergrund der noch neu zu bauenden 18er-Bahn wird dann nicht mehr aus Eternit bestehen, sondern eben aus Filz. Damit hätte man eine der ersten Anlagen dieser Art im Saarland. Unweit davon befindet sich ein kleiner Weiher, der den Enten zu gefallen scheint, so vergnügt quaken sie herum. Es folgt ein kurzer, knackiger Anstieg entlang einer Siedlung – und schon steht man auf dem Hoferkopf. Dort können sich Kinder auf dem mit quietschbunten Spielgeräten verzierten Spielplatz vergnügen.
Ebenfalls gut in Schuss ist die 1953 errichtete Marienkapelle, die vom katholischen Männerverein St. Josef gepflegt wird. Als gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die Amerikaner die Soldaten der Wehrmacht zurückdrängten, mussten Letztere an Bildstock vorbei, wo sich B 10 und B 41 kreuzten, viele Tausend Schuss wurden abgegeben. Die katholische Pfarrgemeinde gab einen Schwur ab: Sollte Bildstock unbeschadet aus dem Angriff hervorgehen, wollte man eine Kapelle aufstellen. Von diesem Schwur zeugt auch heute noch eine Tafel im Inneren des kleinen Gebetshauses. Die Ehrenamtler jedenfalls schnappen sich zweimal im Jahr Rechen, Trimmer, Dreizack und Laubsauger und säubern Umfeld und Kapelle selbst. Der Rasen vor dem markanten runden Gebäude wird während der sonnigeren Zeit regelmäßig geschnitten. Vor einigen Jahren wurden Kiefern gepflanzt, die munter wachsen. Zudem wurden ein kleiner gepflasterter Gehweg angelegt und ein Tisch aufgestellt, der vor dem Kapellen-Eingang steht. Man kann auch einen Kreuzweg erwandern, der an der Wiener Straße beginnt und rund um die Marienkapelle führt. Viele Besucher auch von außerhalb kommen hierher, um die Aussicht zu genießen. Immerhin kann man vom Hoferkopf aus Landmarken wie den „Weißen Riesen" in Göttelborn sehen oder bis zum Schaumbergturm schauen.
Schöne Aussicht auf viele Landmarken
Außer zu Fuß kann man das Gelände übrigens auch mit dem Rad entdecken, da beispielsweise der länderverbindende Radweg Vélo vis-à-vis hier durchführt. So werden die Übergänge von Saarland und Département Moselle, entlang der Flüsse Rossel, Saar und Blies, fließend. Im Vorbeifahren und -gehen kann man auch die Projekte „Essbare Stadt" des Generationenbeirates der Stadt Friedrichsthal und „Streuobstwiese" der örtlichen Montessori-Schule bewundern. Dort sprießen verschiedene Obst- und Gemüsesorten, an denen man sich bedienen darf.
Bevor man dann das ausgedehnte Waldgebiet zwischen Landsweiler-Reden, Neunkirchen und Spiesen-Elversberg erkundet, kann man noch einen Zwischenstopp am Bildstöckel einlegen. Laut einer Sage hat nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges an dieser Stelle ein Pilger ein „Bildstöckel" gestiftet, in dem er eine Marienfigur in einen hohlen Baum stellte. Möglicherweise befand sich hier jedoch bereits früher schon ein keltisches Heiligtum. Auf jeden Fall ist der Stadtteil Bildstock nach diesem religiösen Kleindenkmal benannt.
In dem ausgedehnten Waldstück selbst gibt es viele Wege zu erkunden und das Förster-Roth-Denkmal zu sehen. Der Forstaufseher der Oberförsterei Neunkirchen wurde am 27. Mai 1902 hier ermordet. Der Gedenkstein erinnert an die aufsehenerregende Geschichte, die mit viel Geschick und großer Ausdauer von Polizeiwachtmeister Wolf aus Friedrichsthal nach wenigen Monaten aufgeklärt wurde. Die Geschichte um Mitwisserschaft, Gerüchteküche und fragwürdige Alibis liest sich wie ein Kriminalfilm.
Bürgermeister Christian Jung hat nicht nur den Villinger Park mit Hoferkopf auf dem Schirm. Der Verwaltungschef, der zuvor lange Jahre das Hauptamt leitete, erklärt: „Ich werde mich dem Pflegezustand unserer Parks und Grünanlagen widmen und möchte mit meinem Team ein abgestimmtes Pflege- und Entwicklungskonzept auf den Weg bringen." Denn nicht nur die Unterhaltung der Anlagen, sondern auch die „Möblierung" sei verbesserungsfähig. Er erklärt: „Die Reize unserer Freizeit- und Erholungsflächen sollen für alle Bürgerinnen sichtbar und erlebbar werden. Das wird nicht zum Nulltarif zu haben sein. Gezielt muss auch in eine funktionsgerechte Ausstattung der Grünflächenpflege investiert werden – der fortwährende Abbau des Personalbestandes macht sich auch in diesem Bereich bemerkbar. Insbesondere bei der Ausstattung im Bereich des Fuhrparks und bei hochwertiger Technik könnte ich mir in der Schaffung interkommunaler Pools einen gangbaren Weg für eine auch wirtschaftlich nachweisbare Optimierung vorstellen. Hierüber wird mit dem Stadtrat zu reden sein."