Die Serie „Better Call Saul" – das Prequel zur Erfolgsserie „Breaking Bad" – geht zu Ende: Bob Odenkirk verwandelt sich als Anwalt Jimmy McGill endgültig in den legendären Saul Goodman. Die sechste und letzte Staffel überzeugt auf ganzer Linie.
Breaking Bad" war ein absolutes Phänomen. Die Serie um den krebskranken Chemielehrer Walter White (Bryan Cranston), der in seiner finanziellen Verzweiflung zum Crystal-Meth-Koch mutiert und sich dabei in eine Welt aus Lügen, Drogen und Gewalt verstrickt, war anfangs nur ein Geheimtipp, der etwas lieblos mit der damals erfolgreichen Dramedy-Serie „Weeds" verglichen wurde, in der eine Mutter zur Drogendealerin wird. Doch mit jeder weiteren Staffel wurde „Breaking Bad" erfolgreicher, und immer mehr wurde man in den dramatischen Sog der Serie hineingezogen. Die „Weeds"-Vergleiche verstummten schnell, denn „Breaking Bad" entwickelte sich in eine sehr düstere Richtung, die auf kein gutes Ende hoffen ließ.
Nach dem dramatischen Finale der Serie, das im Jahr 2013 ausgestrahlt wurde, war die Freude groß, als Serienschöpfer Vince Gilligan ein Prequel ankündigte, also eine Geschichte, die vor der eigentlichen Handlung von „Breaking Bad" spielen sollte. „Better Call Saul", so der Titel der neuen Serie, würde sich dem Leben des zwielichtigen Anwalts Saul Goodman (Bob Odenkirk) widmen, der sich in der Mutterserie zu einer charismatischen und von vielen Fans geliebten Figur entwickelt hatte.
Charismatischer Liebling der Fans
Die erste Staffel von „Better Call Saul" erschien schließlich 2015 und setzte ungefähr sechs Jahre vor den Ereignissen von „Breaking Bad" in Albuquerque in New Mexico ein. Im Zentrum befindet sich Saul Goodman, der damals noch seinen bürgerlichen Namen James „Jimmy" McGill trägt, und stets beruflich und menschlich im Schatten seines großen Bruders steht: Charles „Chuck" McGill (Michael McKean), ein bekannter und höchst angesehener Anwalt, der jedoch mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Aus diesem Spannungsfeld heraus erzählt Vince Gilligan in seiner unnachahmlichen Art, wie aus dem unsicheren James McGill schließlich der einzigartige und ‒ positiv ausgedrückt ‒ unkonventionelle Anwalt Saul Goodman wird. Diese Entwicklung erstreckt sich über einen langen Zeitraum, in dem auch nach und nach andere bekannte Figuren des „Breaking Bad"-Universums eingeflochten werden, wie zum Beispiel Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks), der in „Better Call Saul" eine bedeutende Rolle einnimmt sowie der Geschäftsmann und Drogenbaron Gustavo Fring, für den Walter White bereits Crystal Meth hergestellt hatte. Daneben spielen auch die Machenschaften des mexikanischen Drogenkartells und insbesondere der Salamanca-Familie um Héctor Salamanca, einem brutalen Drogenboss, den man in „Breaking Bad" nur als Pflegefall im Rollstuhl sieht, eine wichtige Rolle.
Was sich bereits bei „Breaking Bad" angekündigt hatte, wird bei „Better Call Saul" bis zur Vollendung zelebriert. Es wird schmutzig, es wird intensiv, es wird lustig und auch dramatisch. Serienmacher Vince Gilligan liebt die langsame Erzählweise und lange Kameraeinstellungen. Schnelle Schnitte sind verpönt. Detailaufnahmen sind ihm viel wichtiger. Manchmal nimmt die Kamera ein Element in Augenschein, das dann später wieder in Zusammenhang mit einer anderen Szene gezeigt wird. So wird der Fokus des Zuschauers immer wieder auf kleine Details gelenkt.
Zwischen Krimi, Drama und Komödie
Einer der Höhepunkte der Serie ist die unglaubliche Schauspielleistung von Bob Odenkirk als Saul Goodman, der dafür bereits mehrfach für den Emmy nominiert wurde. Er stellt die vielen Facetten seiner Figur nicht nur glaubhaft dar, sondern meistert den Spagat zwischen komödienhaften Zügen und Drama, zwischen Versager, Überlebenskünstler und Schlitzohr perfekt.
Jetzt stellt sich natürlich für den ein oder anderen die Frage, welche Serie man sich zuerst anschauen sollte, „Breaking Bad" oder „Better Call Saul". Das ist nicht leicht zu beantworten, zumindest für die, die „Breaking Bad" womöglich noch nicht gesehen haben. Prinzipiell ist es eine Frage der Vorlieben. Möchte man einer linearen Geschichte chronologisch folgen: dann zuerst „Better Call Saul". Spannender könnte jedoch dennoch die andere Möglichkeit sein, also mit „Breaking Bad" zu starten. Man folgt Walter White in dessen Untergang und sieht danach, was vorher passiert ist. Wie auch immer man sich entscheidet, beide Serien sind in ihrer Art Ausnahmeerscheinungen. Vince Gilligan hat es geschafft, ein ganz eigenes Universum aus Figuren und Geschichten zu erschaffen, von denen man nicht genug bekommen kann. „Better Call Saul" geht mit der aktuellen Staffel in die offiziell letzte Runde. Aber wer weiß, vielleicht dürfen wir irgendwann wieder einen Blick nach Albuquerque werfen, wo Saul Goodman und Walter White sich schicksalhaft begegneten.