Amazon Prime Video setzt auf Horror-Comedy. Gleich zwei Serien dieses Genres hat er in Wien drehen lassen: „Mandy und die Mächte des Bösen“ und „Followers“.
![In der Welt von „Followers“ leben Vampire unter uns](/sites/default/files/inline-images/41_2023_Kultur___Film_Horror_Comedy_001.jpg)
Sich seinen Dämonen stellen. Das klingt nach einem vernünftigen fachärztlichen Rat. Bei Mandy ist das allerdings etwas schwieriger – und es ist auch kein Facharzt in Sicht. Mandy Pöppl ist Ende 20, wohnt immer noch bei ihrer zwanghaft jugendlichen Mutter Tiffany und setzt keinen Fuß mehr vor die Tür. Seit einem Unfall bei einer Halloweenparty leidet sie unter Agoraphobie (Angst vor Plätzen oder Menschenmengen; Anm. d. Red.) und Panikattacken. Um ihrer Mutter nicht auf der Tasche zu liegen, bestreitet sie ihren Lebensunterhalt mit Séancen und bringt damit Trauernde um ihr Geld. Doch inmitten ihres fragwürdigen Geschäfts wird ihre Welt auf den Kopf gestellt, als ihr der Geist ihrer alten Schulfreundin Selcan erscheint – und zwar mit verheerenden Nachrichten: Es gehen Dämonen um im Hochhauskomplex! Mandy spürt ganz deutlich, dass dunkle Mächte die Menschen in ihrer Umgebung bedrohen. Sie begibt sich auf eine chaotische Mission, um sich ihren Dämonen zu stellen und die Menschen, die sie liebt, zu retten.
Ab 3. November können Nutzer des Streamingdienstes Amazon Prime Video Mandy bei dieser Mission zuschauen. „Horror-Comedy“ nennt sich das recht junge Genre, dem das Unternehmen seine achtteilige Serie „Mandy und die Mächte des Bösen“ zuordnet. Das Drehbuch hat Elisabeth Schmied geschrieben, Regie führten Andreas Schmied und Franziska Meyer-Price, die Hauptrolle spielt Eli Riccardi. Horror-Comedy ist ein Genre, von dem man sich in der Deutschland-Zentrale von Prime Video in München viel verspricht. Deshalb hat man bereits eine zweite Serie in der Produktion. „Followers“ heißt sie und wird wie zuvor „Mandy und die Mächte des Bösen“ in Österreich gedreht.
Chaotische Mission und Menschenrettung
![Simon (Jakob Schmidt) liebt Natalie (Cosima Henman, rechts) und ist zu allem bereit, wenn es gegen Dämonen geht](/sites/default/files/inline-images/41_2023_Kultur___Film_Horror_Comedy_002.jpg)
Es ist ein regnerischer Nachmittag in Wien. Irgendetwas stimmt hier nicht. Das Schloss kann es kaum sein. Das heißt zwar Neugebäude, obwohl es über 400 Jahre alt ist. Aber in Wien, wo das Schloss steht, ist manches so alt, dass vier Jahrhunderte nichts Ungewöhnliches sind. Eine der Mitarbeiterinnen aus der Filmcrew von „Followers“ steht nach Drehende vor dem Schloss und weiß von einer Legende: Das Schloss wurde angeblich an der Stelle gebaut, an der während der ersten Wiener Türkenbelagerung 1529 die Zeltburg Sultan Süleymans stand. Spannend. Der nette Mann vom Cateringservice schaut aus dem Küchenwagen und fragt: „Will jemand Frühstück?“ Es ist kurz nach vier am Nachmittag.
„Wir hatten hier Zombies und Fantasiewesen, die im Spiegel auftauchen. Wir haben ein Bügeleisen durch die Luft schweben lassen – ach ja, wir haben auch einen Vampir getötet“, wird Marc Schlegel kurz darauf im Gewölbe des Schlosses sagen. Ach ja, und vor dem Schloss werde ein Friedhof aufgebaut. Wie er das sagt, klingt das nicht so, als müsse man sich Sorgen machen. Marc Schlegel ist Regisseur. Er dreht für Amazon Prime Video eine Serie. „Followers“ heißt sie, wird acht Folgen à 25 Minuten haben und ab Februar kommenden Jahres beim Streamingdienst abrufbar sein.
41 Drehtage sind dafür geplant. Die Tag-Szenen im Schloss sind alle im Kasten. Nun wird nachts gedreht. Das erklärt das Frühstück am Nachmittag. Alles ganz normal. So normal wie „die neue Wirklichkeit“, die in der Serie inszeniert wird. Sie erzählt von vier Mitte-Zwanzigjährigen in einer Welt, in der Monster, und das Übernatürliche zum Alltag gehören. „Die Serie zeichnet eine Welt, in der sich die Menschen an die tägliche Apokalypse gewöhnt haben. Alle versuchen, im übernatürlichen Chaos ihre kleinen Lebensprobleme zu lösen, ohne dabei gebissen oder dämonisch besessen zu werden“, erklärt Constanze Schumann. Sie ist die Chefin bei Rundfilm, dem Wiener Unternehmen, das „Followers“ produziert.
Die Metropole Wien als beliebter Drehort
![Mandy Pöppl (Eli Riccardi, links) erscheint erst der Geist ihrer Schulfreundin Selcan (Bayan Layla)](/sites/default/files/inline-images/41_2023_Kultur___Film_Horror_Comedy_004.jpg)
Viel sagen darf am Set niemand, schließlich soll die Handlung ja für noch nicht Eingeweihte unvorhersehbar bleiben. Die Drehbuchautoren Peter Bruck und Ernst Golda haben aber „Parallelen zu Wirklichkeit“ eingebaut, verrät Constanze Schumann. So werde nach einem Zombieangriff die Frage gestellt: „Wer ist geimpft?“ Jemand sagt, dass er das nicht brauche, weil er ein gutes Immunsystem habe. „Man ahnt: Das wird nicht gut ausgehen“, sagt Schumann. Monströse Kreaturen und Menschen leben in der „neuen Para-Normalität“ gleichberechtigt Seite an Seite. Zumindest gilt das in der Theorie. Denn manchmal sei es doch recht brenzlig, eine Monster-Attacke abzuwehren, ohne dabei die „Kreaturenrechts-Charta“ zu verletzen.
Dass der Streamingdienst gleich zwei solcher Serien in Wien hat drehen lassen, liege auch daran, dass „das Morbide gut hierher passt“, sagt Regisseur Marc Schlegel. Einen „dämonischen Hausgast“ wie bei Mandy gibt es in „Followers“ zwar auch, aber der Schwerpunkt seiner Serie liege mehr auf Comedy als auf Horror. Denn klar: Vampire saugen Blut, schlafen in Särgen und können Knoblauch nicht ausstehen. Aber kaum jemand wisse, dass sie aufgrund ihrer langen Lebenserwartung von der öffentlichen Rentenversicherung ausgeschlossen sind. Und natürlich fühlen die sich diskriminiert.
Natalie ist die Anwältin für Kreaturrechte“
![Der Kampf gegen böse Gestalten im Hochhaus hat gerade begonnen](/sites/default/files/inline-images/41_2023_Kultur___Film_Horror_Comedy_005.jpg)
Da kommt Cosima Henman ins Spiel. Sie verkörpert Natalie, eine angehende Anwältin für Kreaturenrechte. Sie ist auch die, die Bügeleisen schweben lassen kann. Zumindest solange sie ihre Stimmungsschwankungen im Griff hat. „Wenn die Hormone verrückt spielen, ist das schwierig mit der Telekinese“, weiß sie. Und die Hormone spielen verrückt, denn schließlich ist die junge Frau auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens. Kein Glück beim Daten, Stress in der Arbeit und dann steht auch noch ein Zombie im Wohnzimmer – durch dieses Abenteuer wird Natalie von Raffi (Jing Xian), Simon (Jakob Schmidt) und Lukas (Benedikt Kalcher) begleitet – jungen Menschen mit teilweise besonderen Fähigkeiten und ganz alltäglichen Problemen.
![Regisseur Andreas Schmied drehte ein Biopic über die österreichische Ski-Legende Franz Klammer und für Amazon Prime die Serie „Mandy und die Mächte des Bösen“](/sites/default/files/inline-images/41_2023_Kultur___Film_Horror_Comedy_006.jpg)
Die vier Hauptfiguren seien so angelegt, „dass sich jeder Zuschauer mit einer davon verbinden kann“, sagt Cosima Henman. Wenn er in die Rolle des Lukas schlüpft, dann wird er zu jemandem, der „sich in Wesen verwandelt, die er lieber nicht sein will“, erzählt Benedikt Kalcher. Jing Xian verrät nur so viel zu ihrer Rolle: „Raffi ist die beste Freundin von Natalie und hat schon sehr, sehr viel gesehen.“ Als Simon ist Jakob Schmidt der menschlichste Typ von allen: Er hat keine besonderen Kräfte und kriegt es nicht einmal hin, die Liebe seines Lebens zu einem Date zu überreden.
Das deutet an: Die größten Probleme der vier jungen Erwachsenen bleiben aber die zwischenmenschlichen: „Inmitten des übernatürlichen Chaos kämpfen sie mit den großen und kleinen Dramen des Erwachsenseins, der Liebe und damit, ihren Platz in der Welt zu finden – wobei es Zombies, Vampire und andere Bestien nicht unbedingt leichter machen“, erzählt Constanze Schumann. „Aber eine Date-Night zu überstehen, ist sehr, sehr schwierig. Ein Zombie-Angriff ist nichts dagegen.“