Die spannende Politthriller-Serie „Giftige Saat“ prangert die Machtbeziehungen zwischen Lobbyisten und Politikern in der Landwirtschaft an. Er lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer in eine Welt eintauchen, in der Einzelinteressen eine wichtigere Rolle spielen als der Schutz von Menschen.
Kranke Landwirte und vergiftete Säuglinge, skrupellose Lobbyisten und engagierte Aktivisten, ein entschlossener Abgeordneter und eine hartnäckige Journalistin: Der französische Regisseur Jean-Xavier de lEstrade, der 2002 für seinen Dokumentarfilm „Ein Mörder nach Maß“ bereits für den Oscar nominiert war, legt mit „Giftige Saat“ einen spannenden Politthriller vor.
Die erste Staffel der Serie wurde mit beeindruckendem Realismus in Nordfrankreich gedreht und ist seit 2019 in der Arte-Mediathek zu sehen.
Ein Landwirt bringt seit Jahren das Pestizid Limithrol auf seinen Feldern aus, um seine Produktion rentabel zu gestalten. Nach und nach verschlechtert sich sein Gesundheitszustand. Die Diagnose lautet: Leukämie. Mithilfe von Guillaume Delpierre (gespielt von Laurent Stocker, Mitglied der Comédie Française), einem der Landwirtschaft zugewandten Abgeordneten, nimmt der Bauer den Kampf gegen die Chemieindustrie auf und versucht, seine Krebserkrankung als Arbeitsunfall anerkennen zu lassen.
Der multinationale Agrarkonzern Saskia versucht, sein Produkt trotz seiner Gefährlichkeit auf den Markt zu bringen. Mathieu Bowman, der Leiter einer Lobbying-Firma, stellt die ehemalige Parlamentsjournalistin Claire Lansel (Alix Poisson) ein, die ihm helfen soll, die Interessen des Unternehmens zu verteidigen. Korruption, Lügen und Drohungen, jedes Mittel ist recht, um Gegner einzuschüchtern und einen Pestizidskandal zu verhindern. Außerdem untersucht Chloé den Tod ihres Vaters, eines ehemaligen Angestellten von Saskia, dessen Leiche in der Seine aufgefunden wurde. Sie ist davon überzeugt, dass der führende Agrochemie-Konzern dafür verantwortlich ist.
Aber die Geschichte endet hier nicht. Anfang Januar 2023 ist die zweite Staffel „Die Kämpferinnen“ herausgekommen, in der die weiblichen Figuren im Mittelpunkt stehen. Claire Lansel scheidet aus dem Bowman-Team aus, um Investigativjournalistin zu werden. Ihre neuen Ermittlungen konzentrieren sich auf einen Fall von verseuchter Kindermilch bei Vitalia und sie entdeckt die Existenz von Infektionsherden. Das Säuglingsmilchunternehmen hat nur ein Ziel: Profit zu machen, ohne die Gesundheit der Verbraucher zu berücksichtigen. Claire gegenüber steht die Aktivistin Chloé Forrest. Die junge Studentin ist entschlossen, gegen die multinationalen Agrochemie-Konzerne zu kämpfen. Auch wenn die beiden Frauen sich kennen und schätzen, teilen sie nicht die gleiche Sicht, wenn es um die Art und Weise ihrer Interventionen geht. Die eine zeigt ihren Willen zur Veränderung, indem sie an Demonstrationen teilnimmt. Sie wählt eine konkrete Handlungsweise, die manchmal gewalttätig ist, während die andere noch daran glaubt, dass journalistische Arbeit die Wahrheit ans Licht bringen kann.
Hochaktuelle und spannende Thematik
Die Figuren der ersten Staffel, die Archetypen der modernen Gesellschaft verkörpern, sind immer noch vorhanden, haben sich aber etwas weiterentwickelt: Der Abgeordnete Delpierre hat sich in seinem Kampf für das Verbot des gefährlichen Pestizids profiliert und ist nun Landwirtschaftsminister. Mathieu Bowman missbraucht seine Macht und enthüllt eine zunehmend beunruhigende Seite.
Mit dieser zweiten Staffel ehrt Jean-Xavier de Lestrade die Aktivisten, investigativen Journalisten und Politiker, die noch daran glauben, dass eine gerechtere Welt möglich ist. Die Serie „Giftige Saat“ macht keinen Hehl daraus, dass sie die Praktiken des Agrobusiness anprangern will. Umso mehr, als die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht: Die Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Ereignissen sind nicht ganz zufällig. Die erste Staffel ist inspiriert von der gerichtlichen Konfrontation eines französischen Landwirts mit der amerikanischen Firma Monsanto, die dann von dem deutschen Unternehmen Bayer aufgekauft wurde. Der Mann wurde vergiftet, nachdem er die Dämpfe des Herbizids eingeatmet hatte, was ihn fast das Leben gekostet hat.
In der zweiten Staffel lässt sich der Regisseur von der Triskalia-Affäre inspirieren. Der politische Skandal bestand aus der Verurteilung einer Genossenschaft aus der Bretagne wegen der Anwendung von verbotenen Pestiziden.
Die Serie klärt intensiv über den Einsatz von chemischen Substanzen auf. Das ist ein Thema, das im Hinblick auf die ökologischen Krisen der Gegenwart hochaktuell ist. Denn abgesehen davon, dass sie gesundheitsschädlich sind, verteilen sich die Pestizide über Regen und Überflutungen in der Umwelt und bringen die Biodiversität und damit das gesamte Ökosystem in Gefahr. So hat „Giftige Saat“ auch eine pädagogische Dimension, indem die Serie die Beziehungen multinationaler Konzerne zu Macht und Lobbyisten ans Licht bringt.