08/15 war gestern. Was das Team des „Jouliard" seinen Gästen zu bieten hat, ist immer wieder einen Besuch wert. Das finden auch die Gäste und loben das Saarbrücker Restaurant im Internet über alle Maßen – und das vollkommen zu Recht.
Trüffelaroma hat in der Küche von Karl Fluhr keine Chance. Im „Jouliard" auf dem Saarbrücker Rotenbühl werden die „Tagliatelle mit Sommertrüffel und Kaiserschoten" mit Trüffelbutter, die zu sechs Prozent aus echtem Bianchetto-Trüffel besteht, zubereitet. Das schmeckt unglaublich lecker. Und da die Tagliatelle zudem kein bisschen mächtig sind, macht es sie zur perfekten Gaumenfreude an einem heißen Tag wie diesem.
Ich sitze gemeinsam mit Papa Köstlich, wie ich ihn gerne auf meinem Blog nenne, auf der Terrasse zur Scheidter Straße hin, die sicherlich dem einen oder anderen Saarbrücken-kundigen bekannt sein dürfte. Hier hat unter anderem auch die Brauerei Bruch ihren Sitz, und ebendort hat Tim Braun, der Restaurantleiter des „Jouliard", seine Ausbildung zum Systemgastronom absolviert. Nachdem der 29-Jährige vier Jahre in der „Undine" in Saarbrücken gearbeitet hat, die ebenfalls zur Brauerei Bruch gehört, ist er Barchef im Saarbrücker „Manin" gewesen.
Seinen 27-jährigen Küchenchef Karl Fluhr hingegen hat es schon mal aus dem Saarland rausgezogen. Nach seiner Ausbildung zum Metzger hängte er noch seine Meisterprüfung dran. Doch dann merkte Fluhr, dass er eigentlich viel lieber kocht. Also absolvierte er noch eine Ausbildung und verbrachte den Großteil davon beim langjährigen Sternekoch Kolja Kleeberg in Berlin. Das letzte halbe Jahr seiner Lehrzeit verbrachte er bei Cliff Hämmerle in Blieskastel – seines Zeichens ebenfalls Sternekoch. Zuletzt war Fluhr Küchenchef bei einem Japaner in München am Viktualienmarkt, doch als er Vater von Zwillingen wurde, zog es ihn wieder ins Saarland zurück.
Vor allem die Einflüsse seiner letzten Station lassen sich mit einem geschulten Blick auf die Speisekarte sehr gut herauslesen. Dort findet sich zum Beispiel „Dim Sum von der Rotgarnele mit gegrillter Wassermelone und Teriyaki". „Ich mag die Kombination aus europäischer Küche mit asiatischen Einschlägen", erzählt der Küchenchef.
Harmonie im Team und auf dem Teller
Und das kommt auch bei den Gästen gut an. In sehr kurzer Zeit hat sich das „Jouliard" schon jede Menge Stammkunden erarbeitet. Egal ob zum Mittagstisch, bei dem es immer eine fleischlose Speise für neun Euro und eine Variante mit Fleisch für zehn Euro gibt, oder mittwochs – einem der stärksten Abende der Woche. Dann tischt das dreiköpfige Küchenteam immer „Coq au vin" auf. Das Hühnchen wird für 17 Euro zusammen mit karamellisiertem Wurzelgemüse und Kartoffelcreme serviert.
Was ich persönlich auch sehr empfehlen kann, ist, einen Donnerstagabend im „Jouliard" zu verbringen. Dann gibt es ebenfalls Hühnchen, aber in einer limonigen Variante mit gebratenen Waldpilzen und Kartoffelgratin für 18 Euro. Sehr gut investiertes Geld, wie ich finde. Die Harmonie aus knuspriger, zitrusfrischer Haut und dem zarten Hühnchenfleisch hat mich echt vom Hocker gehauen. Dazu Kartoffelgratin – eine runde Sache.
Diese ausgewogene Balance spürt man übrigens auch im gesamten Team. Selten habe ich solch einen entspannt wirkenden Küchenchef und einen so coolen Restaurantleiter kennengelernt. „Wie man sicher unschwer erkennen kann, bin ich kein 08/15-Gastronomie-Fuzzi", sagt Tim Braun von sich selbst. Das kann ich im positivsten Sinne nur bestätigen, und genau das macht meinen Ausflug ins „Jouliard" so erfrischend. Die jungen Menschen, die ihrem Team eine Plattform schaffen, um mitwachsen und mitgestalten zu können, haben ihren bisherigen Erfolg wirklich verdient. Während unseres Besuchs lief im Hintergrund übrigens Hip-Hop – cool, entspannt und kein bisschen störend.
Immer wieder bekomme ich um mich herum auf der Terrasse mit, wie Gäste Fragen zu Weinen oder Gerichten haben. Und durch die Bank wissen alle im Service stets eine kompetente Antwort auf egal welche Frage. Ich mag es wirklich sehr, wenn man mir einen passenden Wein zu meinem Essen empfehlen oder zum bestellten Gericht noch etwas erzählen kann. Daher hat das „Jouliard" nicht nur in Sachen Geschmack symbolische 100 Punkte bei mir gesammelt, sondern auch was den Service angeht. Dass das hier keine Ausnahme ist, sondern der tägliche Standard, zeigt das rundum positive Feedback der Gäste im Internet.
Frische Pilze aus heimischer Zucht
Apropos Wein: Die Weine, die man hier trinken kann, kommen alle aus der „Winefactory" von Denis Reinhardt in Saarbrücken. Da diese nur 600 Meter vom „Jouliard" entfernt ist und die Freundin des Restaurantleiters dort arbeitet, fiel die Entscheidung vor der Neueröffnung im März nicht schwer, woher die Weine kommen sollen. „Die ‚Winefactory‘ ist sehr gut im Segment Saar-Mosel-Pfalz-Region aufgestellt", erzählt Tim Braun. Auf der Karte finden sich nicht wie sonst überall die üblichen Verdächtigen, sondern ausgewählte Winzer, die man nicht an jeder Ecke findet. Beispielsweise einen Rosé vom Weingut Knipser in der Pfalz oder einen Pinot Blanc vom Weingut Cantzheim an der Saar. Dieser Weißwein wird in Saarbrücken nur exklusiv im „Jouliard" ausgeschenkt.
„Die Weinkarte ist übrigens absichtlich nicht nach Preisen sortiert. Unsere Gäste sollen sich mit den Trauben auseinandersetzen", erklärt uns der Restaurantleiter. Und wer kein Weinkenner ist, kann sich natürlich vom Servicepersonal beraten lassen. So findet sich garantiert für jeden der passende Wein zum ausgewählten Gericht.
Zum gegrillten Oktopus mit Auberginencreme, Couscous, Papaya und Limonenjoghurt probieren wir besagten Pinot Blanc. Er passt perfekt zu der leichten Schärfe. Vom Gericht selbst ganz zu schweigen. Überhaupt sind alle Teller mit unheimlich viel Liebe zubereitet und angerichtet. Dabei brauchen selbst scheinbar einfach wirkende Gerichte wie das „Tomatentatar mit Avocadocreme und Hummus" ihre Zeit. Hierfür verwendet Karl Fluhr Zitronenmarmelade, die zuvor in der hauseigenen Küche selbst gekocht wird. Somit finde ich 8,50 Euro für diese Vorspeise wirklich gerechtfertigt. Und ganz nebenbei bemerkt: Ich würde diese Vorspeise immer wieder bestellen. Die Tomaten haben einen tollen Geschmack und machen sich super in dieser ungewöhnlichen Kombination mit Avocado und Hummus.
Auch für unseren Aperitif an diesem Abend wird das Fruchtpüree je nach Saison frisch zubereitet. In unserem Fall ist der Hauptbestandteil des Hausaperitifs ein Fruchtpüree aus Wassermelone und Limette, das aufgefüllt wird mit einem klassischen Crémant de Loire. Sommerlich fruchtig und damit perfekt für diesen Abend. Was will man mehr?
Im „Jouliard" findet natürlich auch das Thema Regionalität seinen Platz. Der Ziegenkäse kommt beispielsweise vom Martinshof in St. Wendel und findet seinen Einsatz unter anderem in einem der Lieblingsgerichte der Gäste: „Ziegenkäseravioli mit Artischockencreme, Tomaten und Mango". Die Pilze auf der Speisekarte könnten regionaler nicht sein. Sie kommen von der Saarbrücker Bellevue aus der Edelpilzzucht von Mirko Kalkum. „Kalkums Pilze sind mittlerweile sogar bio-zertifiziert", erzählt der Küchenchef begeistert, während wir zusammen an der Bar sitzen – die nebenbei bemerkt optisch echt was hermacht. Wie ohnehin der ganze Gastraum. Die helle und freundliche Atmosphäre lädt einfach zum Verweilen ein.
Locker Auftreten, kompetent abliefern
Wer sich übrigens das Logo des Restaurants genauer anschaut, stößt auf das Wort „Bistronomie". Keine Sorge, mir war das Wort auch nicht geläufig. Deshalb habe ich mich schlau gemacht und weiß jetzt, dass der Trend erstmals zu Beginn der 90er-Jahre aufkam. Die Haute Cuisine sollte demokratischer werden, indem die Bistrokultur und die Feinschmeckerküche in Einklang gebracht wurden. Das Wort selbst setzt sich dementsprechend zusammen aus „Bistro" und „Gastronomie" und stammt von einem jungen Journalisten und Restaurantkritiker aus dem Jahr 2004.
Der Begriff nimmt dem Ganzen auch, wie ich finde, etwas den Wind aus den Segeln. Denn hier darf man durchaus gehobene Küche in entspannter und legerer Atmosphäre genießen. „Wir wollen locker, leger und authentisch sein, aber gleichzeitig kompetent abliefern", wie Restaurantleiter Braun betont. Deshalb sollte keine Altersgruppe scheu haben, herzukommen. Hier wird jeder fündig – ob Jung oder Alt. Keine Frage, dass das Küchenteam auch auf alle Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten eine passende Antwort aus der Küche parat hat – sofern die Gäste im Vorfeld rechtzeitig Bescheid geben und sich das Team entsprechend darauf einstellen kann.
Sonntags wird besonders die Generation meiner Großeltern im „Jouliard" glücklich. In der Wintersaison werden Gerichte wie „Rinderbraten mit Rotkraut und Knödelsoufflé" oder wie momentan etwa „Kalbs-Cordon-Bleu mit Preiselbeeren und Gurkensalat" serviert. Aber keine Angst: Zu altbacken wird es dabei nie. Karl Fluhr ist es wichtig, dass solch traditionsreiche Gerichte zeitgemäß interpretiert und präsentiert werden.
Unser Vater-Tochter-Abend im „Jouliard" wird durch einen Nachtischtraum in Form eines Pavlova-Törtchens mit Passionsfrucht gekrönt. Zum Niederknien! Und weil’s so schön ist, werde ich definitiv wiederkommen – und das ganz sicher nicht nur einmal. Ich kann das neue „Jouliard" nur jedem, der wirklich gutes Essen und gute Weine zu schätzen weiß, wärmstens empfehlen.