Mit einem 2:0-Erfolg bei Viktoria Köln hat sich der 1. FC Saarbrücken als Spitzenmannschaft in der 3. Liga zurückgemeldet. Nun soll in Verl nachgelegt werden.
Dass es im Umfeld von Traditionsvereinen nach Niederlagen schnell hektisch werden kann, ist keine Saarbrücker Besonderheit. Doch nach der 2:3-Niederlage gegen den MSV Duisburg zum Auftakt des neuen Jahres wurden rund um das Team Stimmen laut, die hektisch Neuverpflichtungen forderten.
Die Personallage ist zweifelsohne nicht optimal. Die Innenverteidiger Bjarne Thoelke und Steven Zellner standen in den beiden Partien gegen Duisburg und am Freitag bei Viktoria Köln gar nicht zur Verfügung. Angreifer Marvin Cuni musste mit Oberschenkelproblemen passen und Sturmtank Adriano Grimaldi hat nur Luft für eine gute Halbzeit. „Unser Kader ist so breit aufgestellt, dass wir kein Risiko eingehen müssen. Bei Thoelke und Cuni ist es absolut realistisch, dass sie am Samstag in Verl wieder dabei sind. Bei Zellner ist die Problematik mit den beiden Knien bekannt, da müssen wir von Fall zu Fall entscheiden“, sagte Trainer Rüdiger Ziehl.
Abwehr als Schlüssel des Sieges
Nach dem überzeugenden und souveränen 2:0-Erfolg bei Viktoria Köln konnte der Trainer aufatmen. Das Krisengerede wurde im Keim erstickt, und ausnahmslos alle Personalentscheidungen gingen auf. Lukas Boeder und Boné Uaferro, die gegen Duisburg ungewohnte Schwächen zeigten, überzeugten auf ganzer Linie. „Wir haben insgesamt als Team gut verteidigt, wir hatten die absolute Gier, die Zweikämpfe zu gewinnen. Es war rundum eine gelungene Leistung“, sagte Uaferro, der beim Viktoria-Nachbarn Fortuna einige Jahre spielte und sogar Kapitän war. In seiner „Wahlheimat“ Köln steuerte der gebürtige Berliner seinen dritten Saisontreffer bei und sorgte mit dem 2:0 nach 54 Minuten schon für die Vorentscheidung. „Drei Tore in einer Saison sind mir noch nicht gelungen. Aber die Freistoßflanke von Richy Neudecker ist auch richtig gut gekommen“, sagte der 31-Jährige lachend. Neben Uaferro und dem souveränen Abwehrchef Boeder stach auch Pius Krätschmer als linker Mann in der Dreierkette heraus.
Schon gegen Duisburg einer der Besseren, lieferte der 25-Jährige am Freitag wohl sein bestes Spiel im Saarbrücker Dress ab. Oft wird dem Edeltechniker vorgeworfen, ihm ginge die letzte Konsequenz für den Profifußball ab. Am Freitag überzeugte „Krätsche“ mit guter Zweikampfführung und überragender Spieleröffnung. „Die eine Tür ist zu, dann geht die andere auf“, sagte Coach Ziehl mit Blick auf den Ausfall von Thoelke und Zellner. „Wir wissen, welches Potenzial Pius hat. Er hat es heute richtig, richtig gut gemacht. Daran muss er sich nun messen lassen“, forderte der Trainer. Und noch einer stach heraus: Calogero Rizzuto. Der Rechtsfuß avanciert auf der linken Außenbahn zu einem der stärksten Liga-Spieler. Von Ex-Coach Uwe Koschinat nur mit Widerwillen verpflichtet, blüht der gebürtige Saarbrücker unter Ziehl regelrecht auf. Gegen Köln belohnte sich der 30-Jährige mit dem Führungstreffer und war auch sonst überaus agil. „Wir sollten nicht übertreiben. Ich hatte auch ein paar Fehler bei Doppelpässen drin, aber im Großen und Ganzen ist das Spiel gut gelaufen. Ich glaube, dass die Niederlage gegen Duisburg die Sinne noch einmal geschärft hat. Jetzt müssen wir nachlegen“, sagte Rizzuto.
Rizzuto wird immer stärker
Auch Sturmtank Grimaldi, den Ziehl bereits in der Halbzeit auswechseln wollte und der 60 Minuten durchhielt, richtete den Blick nach vorne: „Diese Liga ist eng, aber wenn wir an unser Leistungslimit gehen, wird es für jede Mannschaft schwer, uns zu schlagen. Nun wollen wir in Verl nachlegen.“ Obwohl Grimaldi sichtlich noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist, ihm die letzte Spritzigkeit fehlt, zeigte er auch in Köln, dass er aufgrund seiner Fähigkeit Bälle festzumachen und Kopfbälle zu gewinnen, unverzichtbar ist. „Wir haben heute gesehen, welchen Mehrwert dieser Spieler hat, wenn er auf dem Platz steht“, sagte Ziehl. Dass seine Mannschaft nach dem eher fahrigen Auftritt gegen Duisburg nur sechs Tage später im Stile einer absoluten Top-Mannschaft agierte, konnte er auch nicht wirklich erklären. „Als Trainer wäre es mir natürlich lieber, wenn alles funktionieren würde. Aber das geht im Fußball nicht. Wichtig ist, dass die Mentalität stimmt und wir nach schwächeren Spielen Antworten geben können“, sagte der 46-Jährige nach einem turbulenten Abend. Am Ende feierten rund 2.000 Fans mit der Mannschaft, zum Anpfiff hatten es nur rund 1.000 durch das Schneechaos pünktlich geschafft. „Was diese Menschen auf sich nehmen, kann man gar nicht genug einschätzen“, lobte Ziehl.
Lob gab es auch vonseiten der Gastgeber. Viktoria-Trainer Olaf Janßen, ohnehin ein angenehmer Vertreter seiner Zunft, gestand die Niederlage offen und ehrlich ein. „Wir sind heute nicht richtig ins Spiel gekommen, ein bisschen was hat gefehlt. Und dann verliert man eben gegen eine Spitzenmannschaft verdient.“