In vielen Umfragen wurde Alnatura bereits als beliebteste Bio-Lebensmittelmarke gewählt. Das Unternehmen mit Sitz in Darmstadt ist aus vielerlei Gründen ein Pionier der Branche.
Keine andere Marke wird in Deutschland wahrscheinlich so stark mit dem Begriff „Bio“ verbunden wie Alnatura. Am stetig wachsenden Bio-Lebensmittelmarkt hat sich die Marke fest etabliert und gilt in vielen Bereichen sogar als wegweisend.
Gründung und Entwicklung
Als das Unternehmen 1984 von Prof. Dr. Götz E. Rehn gegründet wurde, suchte man Produkte aus biologischer Landwirtschaft in Drogerieläden und herkömmlichen Supermärkten vergebens. Eine Bio-Bewegung, ein Siegel oder Verordnungen existierten noch nicht. Rehn hatte eher schlechte Voraussetzungen: Zunächst fand er keine Kreditgeber, kaum jemand glaubte an seine Vision.
Doch bereits zwei Jahre nach der Gründung startete Alnatura mit dem Verkauf von Produkten in DM-Drogeriemärkten und bei Tegut. 1987 öffnete der erste „Alnatura Super Natur Markt“ in Mannheim seine Pforten – der erste Bio-Supermarkt Deutschlands.
Seitdem ist viel passiert. Heute werden unter der Marke Alnatura mehr als 1.300 Bio-Lebensmittel geführt – darunter Nudeln, Brot, Getreide und Getreideprodukte, Säfte, Baby- und Kleinkindnahrung, Milch, Fleisch, Tiefkühlkost, Joghurt-Alternativen, Seitan-Bratwürste oder Hafer-Drinks. Über 90 Prozent der Produkte sind vegetarisch, rund 70 Prozent vegan. Sie sind ebenfalls bei rund 13.400 Handelspartnern in 14 Ländern erhältlich. Die Anzahl der „Alnatura Super Natur Märkte“, in denen sich auch Produkte vieler anderer Bio-Marken finden, ist inzwischen auf 150 gewachsen. Das Bio-Vollsortiment umfasst 6.000 Produkte inklusive Naturkosmetik und Bio-Textilien. In Umfragen wurde Alnatura schon häufig zur beliebtesten Lebensmittelmarke gewählt (2014, 2016 und 2018, Forsa/Brandmeyer-Studie), zuletzt vor fünf Jahren.
Produkte
Über eine eigene Produktion verfügt das Unternehmen nicht. Die von Alnatura entwickelten Produkte werden von rund 170 Herstellerpartnern produziert. „Wenn sie durch den Bio-Laden gehen und die bekannten Marken sehen, dann sind das die Hersteller unserer Eigenmarken, auch wenn wir sie auf der Verpackung nicht nennen“, so Alnatura-Sprecherin Stefanie Neumann zu oekotest.de (Ausgabe 3.1.2020). Zu 100 Prozent aus ökologischem Landbau stammen die Rohstoffe für die Produkte – bevorzugt von Demeter, Bioland und Naturland. Die Vorgaben dieser Landbauverbände sind strenger als die EU-Öko-Verordnung. Jedes neue Produkt muss von einem unabhängigen Fachgremium – bestehend aus Experten für Öko-Landbau, Ernährungswissenschaftlern, Bio-Verarbeitung und Qualitätssicherung – abgesegnet werden.
Worauf achtet Alnatura außerdem? Laut Nachhaltigkeitsbericht sollen die Transportwege möglichst kurz sein, die Rohstoffe wenn möglich aus der Umgebung des Verarbeitungsbetriebes kommen. Produktrezepturen bestünden aus möglichst wenigen Inhaltsstoffen und würden möglichst ohne Zusatzstoffe hergestellt. Der Mandeldrink etwa enthält nur Wasser, Mandeln, Meersalz. Weniger als die Hälfte der 54 vom Lebensmittelrecht für Bio-Produkte zugelassenen Zusatzstoffe (im herkömmlichen Bereich gibt es übrigens über 300) kämen dabei zum Einsatz. Auf Aromastoffe oder Carrageen verzichte man ganz. Manchmal seien Zusatzstoffe zum Beispiel für die Konsistenz allerdings unverzichtbar. Eine geringe Verarbeitung der Rohstoffe soll zudem wichtige Inhaltsstoffe und den natürlichen Geschmack sichern. Man achte bei Lebensmitteln auch darauf, weniger Salz und Zucker zu verwenden.

Bei vielen Produkten unterstützen Käufer eine der Initiativen der Marke, etwa für faire Partnerschaften und für mehr Tierwohl. Damit es in Zukunft noch mehr Bio-Anbau gibt, hilft das Unternehmen seit 2015 mit der Alnatura Bio-Bauern-Initiative (ABBI) Bäuerinnen und Bauern finanziell bei der Umstellung (bisher knapp 80).
Nachhaltigkeit
Die Vision des Unternehmens lautet: „Sinnvoll für Mensch und Erde.“ Alnatura scheint stets um Transparenz und Nachhaltigkeit bemüht. Auf der Website wird seit 2013 alle zwei Jahre ein Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Hier erfahren Interessierte etwa Grundlegendes über biologische Landwirtschaft und auch, wie das Unternehmen bei der Entwicklung von Produkten vorgeht und welche Ziele man sich für Verpackungen setzt.
Möglichst umweltschonend wurden auch die Standorte gestaltet – das sind neben den Bio-Supermärkten auch das Verteilzentrum im südhessischen Lorsch und der Alnatura Campus in Darmstadt.
Regale aus deutschem Fichtenholz, Naturfliesen, Abhängdecke, LED-Lampen, Öko-Strom, energiesparende Türen vor den Kühlregalen – dies wird in den „Super Natur Märkten“ vereint. Bei Neueröffnungen und Umbauten kämen natürliche Kältemittel wie Propan, Butan und CO2 für Kühlmöbel zum Einsatz. Wenn möglich würden CO2-Verbundanlagen eingebaut, bei denen die Abwärme der Kühlmöbel zum Heizen des Marktes eingesetzt werden könne. In den Märkten nutzt man auch Pfandsysteme oder Mehrweg-Verpackungen. Für Eier etwa wird eine stabile Schachtel aus Kunststoff angeboten, für Obst und Gemüse Mehrwegbeutel aus Bio-Baumwolle, für Kaffee zum Mitnehmen oder Tomatensaucen Pfandbecher beziehungsweise -gläser. Beim Bau des Verteilzentrums, über das alle Märkte und Handelspartner beliefert werden, wurde Holz statt Stahl verwendet. Zum Bauzeitpunkt 2014 war es das größte Holz-Hochregallager der Welt. Durch die Versenkung um 2,5 Meter ins Erdreich wird der Kühlungseffekt des Grundwassers genutzt – auf künstliche Beheizung und Klimatisierung kann verzichtet werden.
2011 und 2016 erhielt Alnatura den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Nachhaltigstes Unternehmen“. 2020 folgte der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur für den Alnatura Campus – jenes öffentlich zugängige, 55.000 Quadratmeter große Firmenanwesen in Darmstadt, auf das der Unternehmenssitz 2019 gezogen ist und das mehrere Erlebnisgärten, ein vegetarisches Restaurant und einen öffentlichen Waldorfkindergarten umfasst. Es gilt als Europas größtes Bürogebäude mit Stampflehmfassade und integrierter geothermischer Wandheizung. Die Alnatura-Arbeitswelt überzeugte die Jury vor allem „durch eine außerordentliche ganzheitliche Qualität, die zukunftsweisend ist und die Möglichkeiten einer nachhaltigen Bauweise umfassend auslotet“.
Inflationsjahr 2022
Während sich Bio-Lebensmittel über die Jahre hinweg immer größerer Beliebtheit erfreuten und im ersten Corona-Jahr ein Hoch erreichten, ging der Umsatz im Krisenjahr 2022 erstmals zurück. Im Frühjahr 2022 gaben bei einer Umfrage des Handelsverbands Deutschlands 30 Prozent an, bei Bio-Produkten zu sparen.
Das Geschäftsjahr 2021/2022, das am 30. September 2022 endete, schloss Alnatura mit einem Umsatz von 1,12 Milliarden Euro ab (leichter Umsatzrückgang von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Götz Rehn zeigte sich auf der Jahrespressekonferenz 2022 dennoch optimistisch: „Nach den überdurchschnittlichen Umsatzsteigerungen in den beiden Pandemiejahren und angesichts der aktuellen Krisensituation hatten wir mit einem wesentlich stärkeren Rückgang gerechnet. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Kundinnen und Kunden Alnatura treu geblieben sind und mit ihrem Einkauf den Bio-Landbau und damit den Klimaschutz fördern. Insbesondere für unsere Bio-Bauern ist dies ein gutes Signal.“