In den vergangenen Jahrzehnten sind Bio-Produkte langsam aus ihrer kleinen Nische hervorgekrochen. Heute gibt es sie überall zu kaufen. Die ökologische Landwirtschaft macht aber immer noch nur einen Bruchteil an der Agrarfläche Deutschlands aus. Die Bundesregierung möchte das bis 2030 ändern.
Bio-Lebensmittel sind gesünder, das haben schon viele Studien gezeigt. Sie enthalten weniger Wasser und deswegen mehr Nährstoffe. Sie liefern mehr Vitamin C und sind reicher an Antioxidantien. Der ökologische Anbau ist aber nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt.
Etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Vor allem die intensive Landwirtschaft ist für hohe Nährstoffeinträge in Flüsse, Seen und Grundwasser verantwortlich. Treibhausgas-Emissionen, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Bodenerosion und -verdichtung: alles Folgen der konventionellen Landwirtschaft. Für Dreiviertel der Stickstoffeinträge und die Hälfte der Phosphoreinträge in Obergewässern zeigt sie sich verantwortlich. Etwa ein Viertel der Grundwasserkörper sind aufgrund hoher Nitratbelastungen in einem schlechten chemischen Zustand. Auch in Oberflächengewässern sind die Belastungen hoch, allerdings etwas geringer als im Grundwasser. Unsere Küstengewässer sind aufgrund der zu hohen Nitratbelastung eutrophiert und in einem schlechten ökologischen Zustand. 2021 war die deutsche Landwirtschaft für die Emission von rund 54,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten verantwortlich.
Eine ökologische Landwirtschaft hingegen entlastet Gewässer und Böden. Ihr Anteil an der Agrarfläche beträgt aber nur etwa zehn Prozent (2019). Eine Steigerung, 1996 waren es nur 2,1 Prozent. Bis 2030 hat sich die Bundesregierung in ihrer „Zukunftsstrategie ökologischer Landbau“ zum Ziel gesetzt, den Anteil des ökologischen Landbaus an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche auf 30 Prozent zu steigern.
Aber was genau bedeutet Bio-Landwirtschaft? Der ökologische Landbau wirtschaftet im Einklang mit der Natur. Der natürliche Kreislauf vom Boden zur Pflanze steht im Vordergrund. Eine artgerechte Tierhaltung, Futter vom eigenen Hof und anderen Bio-Betrieben, keine Gentechnik, Schonung des Grundwassers, möglichst regionale Vermarktung, keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und keine leicht löslichen mineralischen Düngemittel. Auch bei der Weiterverarbeitung der Nahrungsmittel ist keine Chemie erlaubt.
122 Euro jährlich nur pro Kopf
Biolebensmittel erhält man heute nicht mehr nur im Fachgeschäft, sondern in jedem Supermarkt und jedem Drogeriemarkt. Das gesetzlich vorgeschriebene EU-Bio-Logo markiert alle Lebensmittel, die nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau hergestellt wurden. Das sechseckige deutsche Bio-Siegel kann zusätzlich auf der Verpackung angebracht werden. Es ist mit dem EU-Siegel bezüglich der Anforderungen identisch. Hat ein Produkt kein EU-Bio-Siegel ist es auch kein Bio-Produkt. Neben dem europäischen Siegel gibt es auch noch die Label der ökologischen Anbauverbände, wie zum Beispiel Demeter, Naturland oder Bioland. Sie gibt es teilweise schon deutlich länger als die EG-Öko-Verordnung von 1993. In einigen Punkten sind die Verbandsrichtlinien deutlich strenger als der EU-Standard. In den letzten Jahren haben viele große Handelsketten eigene Bio-Marken gegründet, sie sind mit dem EU-Bio-Logo versehen.
Obwohl schon etliche Studien gezeigt haben, dass Bio-Lebensmittel gesünder als Lebensmittel nach konventionellem Anbau sind, liegt der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln am gesamten Lebensmittelmarkt in Deutschland bei lediglich 6,8 Prozent (Stand 2021). Mit Bio-Lebensmitteln wurde ein Umsatz von knapp 16 Milliarden Euro erzielt. Andere Länder haben beim Pro-Kopf-Umsatz aber deutlich die Nase vorn. Während Deutschland 122 Euro pro Person pro Jahr ausgibt, sind es beispielsweise in der Schweiz 289 Euro und 278 Euro in Dänemark.
In den letzten Jahren gab es einen Anstieg der Kaufbereitschaft für Bio-Produkte, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2020 herausfand. Neun von zehn Befragten gaben an, öfter Bio-Lebensmittel zu kaufen, sechs Prozent „ausschließlich“. 43 Prozent sagten sie würden „häufig“ Bio-Produkte kaufen, 41 „gelegentlich“. Artgerechte Tierhaltung, Regionalität sowie faires Erzeugereinkommen wurden als Gründe genannt. Die Inflation im vergangenen Jahr hat diesen Trend etwas stocken lassen. Es bleibt zu hoffen, dass die Bereitschaft, mehr Geld für eine bessere und gesündere Landwirtschaft auszugeben, wieder ansteigt – der Umwelt und der eigenen Gesundheit zuliebe.