Die Zweite Mannschaft des SC Freiburg schwebt auf einer Erfolgswelle und steht auf dem zweiten Tabellenplatz. Aufsteigen dürfen sie nicht, darum geht es dem Sportclub sowieso nicht – die Entwicklung steht im Vordergrund.
Die Erste Mannschaft des SC Freiburg schwebt unter Christian Streich auf einer Erfolgswelle. Der Club aus dem Breisgau arbeitet seit Jahren kontinuierlich erfolgreich. Kontinuität ist dabei nicht nur innerhalb des Trainerstabs ein Erfolgsfaktor. Wie die „Badische Zeitung“ schreibt, verweilen die Spieler des Erstliga-Kaders der Breisgauer 4,6 Jahre lang bei den Profis. Das bringt eine gewisse Stabilität mit sich. Die Erste Mannschaft steht sehr gut da in der Fußball-Bundesliga. Noch erfolgreicher, jedenfalls was das Tableau angeht, kommt sogar derzeit noch das Zweite Team des Sportclubs daher. Bis auf den zweiten Rang haben sich die Mannen von Trainer Thomas Stamm vorgeschoben. Besser ist momentan in der 3. Liga nur die SV Elversberg. Doch für die U23 funktioniert die magische Formel des Sportclubs nicht. Zumindest nicht so richtig. „Im Durchschnitt bleiben U-Spieler zwei Jahre in einem Team, das gilt also auch für die U23, die ja auch noch eine U-Mannschaft darstellt“, sagt Coach Stamm. Wobei er weiß, dass viele Spieler der U23 auch bereits die jüngeren Jugendmannschaften Freiburgs durchlaufen haben, was so gesehen doch wieder für die 4,6 Jahre sprechen würde.
Die Entwicklung der U23 ist dabei beachtlich: Es ist nämlich kaum ein halbes Jahrzehnt her, da kickte die U23 noch in der Oberliga, stieg dann auf, stabilisierte sich rasch in der Regionalliga und haut nun bereits auch schon wieder die zweite Saison in der 3. Liga sehr erfolgreich auf das runde Leder. Als Topteam einmalig in der deutschen Fußball-Landschaft, in der Reservemannschaften zuletzt eher ein stiefmütterliches Dasein fristeten. „Der Erfolg hat viele Faktoren“, sagt Trainer Stamm, der mit seinem Fachwissen und seiner ruhigen Art als langjähriger U19-Trainer und Ausbilder und mittlerweile nun auch schon wieder seit zwei Jahren U23-Chef selbst einen großen Anteil daran trägt. Die U23 ist eine Art Schnittstelle. Hier treffen sich die am höchsten veranlagten Talente aus der eigenen Fußball-Schule oder ambitionierte Jungspunde, die beim SC den nächsten Sprung wagen und Profis, die nach Verletzungen wieder den Anschluss auf hohem Niveau suchen oder Youngster, die in der Bundesliga noch nicht ganz zum Zug kommen, aber Spielpraxis auf hohem Niveau sammeln sollen. Regelmäßig pendeln Spieler wie Torwart Noah Atubolu, Robert Wagner, Merlin Röhl, Kenneth Schmidt und Kimberly Ezekwem zwischen der Ersten und Zweiten Mannschaft.
„Wir haben genügend personelle Möglichkeiten“
Abgesehen von Ezekwem, der sich gerade nach längerer Verletzungspause zurückkämpft, standen sie alle auch beim Auswärtsspiel bei Juventus Turin im Kader. Dennoch begannen Atubolu, Wagner und Ezekwem am Wochenende danach beim 1:0 in Ingolstadt. „Die Jungs haben weiter große Lust, in der 3. Liga zu spielen und nehmen da auch mal einen größeren Aufwand auf sich“, sagt Trainer Stamm. Was in der Theorie nach einer Art Erfolgsgarant klingt, der sich selbst erhält, ist in der Realität schwer zu koordinieren. Wie sich das Team am Wochenende gestaltet, steht meist erst kurzfristig fest. Unplanbarkeit ist der Plan bei der Bundesliga-Reserve des Sportclubs. Stamm findet aber auch, dass seine Mannschaft diese Spielzeit oft die Gunst der Stunde für sich nutzte. „Das Team hat einige wichtige Erfolgserlebnisse zu Beginn der Runde gehabt und sich zuletzt in einen Flow gespielt. Das ist erarbeitet, aber natürlich fällt dadurch aktuell vieles leichter.“ Das Arbeitsethos stimmt so oder so: „Das Team trainiert intensiv – und das seit Wochen.“ Und weil Erfolg meist das beste Teambuilding ist, stimmt’s auch im zwischenmenschlichen Bereich: „Der Einsatz stimmt, und alle ordnen sich unter, so klappt auch die Angliederung zu den Profis besonders gut. Spieler aus dem Profikader haben auch bei uns immer wieder performt“, sagt Stamm. Fast schon frustrierend mag es da für den Schweizer Trainer und sein Team wirken, dass die Statuten des deutschen Fußballs nicht zulassen, dass ein Club mit seinen ersten beiden Mannschaften im Oberhaus und der 2. Liga aufläuft.
So bleibt den Freiburger Youngstern die Rolle der Antreiber. Sie streben nach oben, füllen so die Profireihen der Freiburger, sind in ihrem eigenen Weg aber erst kurz vor dem Maximum angekommen. Mehr geht fast nicht für sie. Doch vom Drittliga-Titel spricht beim Sportclub ohnehin keiner. „Wir werden jetzt unsere Marschroute nicht im letzten Teil der Saison ändern. Wir haben immer von Woche zu Woche geschaut, das begünstigt die Entwicklung. So gehen wir es weiter an“, sagt Stamm.
Auch gegen den 1. FC Saarbrücken könnte sein Kader durch Mitglieder des Bundesliga-Teams verstärkt werden, auch weil einige Talente mit den Nachwuchs-Nationalteams unterwegs sind. Dass die Personalrochaden ein solches Ausmaß annehmen, dass man sich dem Vorwurf einer Wettbewerbsverzerrung ausgesetzt sehen könnte, befürchtet der Coach nicht: „Wir haben genug personelle Möglichkeiten.“
Es läuft bei Freiburg II, und so ist auch der Meistertitel keine Utopie mehr. Das war einer Zweiten Mannschaft zuletzt 2020 gelungen – damals dem FC Bayern München. „Wir schauen mal“, antwortete Stamm auf die Frage, ob Elversberg noch einzuholen sei. Im Endeffekt ist sicher: Mehr Entwicklung als in Freiburg geht nicht. Der SCF kann damit als Beispiel für andere fungieren, die ihre Zweitvertretung eher als Ballast ansehen. In Freiburg ist die Zweite ein Teil des großen Ganzen. Stamms Vorgänger Christian Preußer heuerte nach dem Meistertitel wenig erfolgreich bei Fortuna Düsseldorf an. Thomas Stamm haben ebenfalls viele Vereine auf dem Zettel. Dem Vernehmen nach auch der 1. FC Saarbrücken, der am Montagabend zu Gast ist.