Fengshui-Meisterin Parvati S. Hörler ist Spezialistin für energetische Schwingungen in Räumen. Ihre Dienste bietet sie für private Wohnungen und Gärten, aber auch Büros und Geschäfte an. Die Wahl-Berlinerin sieht auch in der Hauptstadt einige energetische Probleme.
Das Drop-Fahnenschild mit dem grünen Logo wippt leicht im Wind. Es geleitet zum Eingang der Fengshuimeisterei. Sesam öffne dich: In der Berliner Hinterhof-Enklave mit den monochromen Backsteingebäuden betritt man einen großen quadratischen Raum wie eine Parallelwelt. Bläuliches Nachmittagslicht surrt durch die hohe Fensterfront zum Hof. Es duftet nach Chai und Kerzenwachs. An der Wand ein großflächiger Siebdruck. Kraniche umkreisen darauf einen Tiger – in der Mythologie stehen die Tiere für Glück und Lebenskraft. Mittig auf dem herzroten Teppich liegt eine kreisrunde Decke – darauf eine Feuerschale, ein Fächer aus weißen Federn und weitere Ritualgegenstände. Fengshui-Meisterin Parvati S. Hörler schenkt dampfenden Tee ein und schlägt ein paar Klänge auf einer großen Trommel an. Der monotone Alpha-Ton kriecht erst sanft ins Ohr, dann in den Raum.
Erschaffen eines gesunden Raumklimas
Seit über 25 Jahren – davon 15 in ihrer Berliner Wahlheimat – praktiziert Hörler hier das energetische Fengshui – „Tao do Hang® – der Weg zum Großartigen“. Nach vielen internationalen Stationen zur Meisterin dieser besonderen Energie-Technik bietet sie in ihrem Institut Fengshuimeisterei Seminare, Einzelsitzungen und zertifizierte Ausbildungen an. Erst nach Jahren des geisteswissenschaftlichen Suchens und Studierens von Fächern wie Archäologie, Kunstgeschichte, Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft mit dem Abschluss Magister phil. fand sie den Weg zu ihrem doch sehr speziellen Berufsbild. Das Talent für ihre Berufung kristallisierte sich schon in der Kindheit heraus: „Ich spürte bereits, wo mein Bett nicht stehen sollte, welche Möbel, Bilder, Farben eine positive Energie ausstrahlten. Je älter ich wurde, umso bewusster wurde mir meine Sensibilität für die energetischen Schwingungen in Räumen“, so Hörler, die mit ihrer Arbeit auch Menschen in einer Großstadt wie Berlin für ihr Tun sensibilisieren möchte.
Was für viele vielleicht esoterisch anmutet, hat sich mittlerweile in vielen Berufsfeldern herumgesprochen: Architekten und Bauleiter, Geomanten oder ganzheitlich behandelnde Ärzte bitten die Energie-Spezialistin mittlerweile um Rat und Hilfe. Sie „entstört“, verwandelt, transformiert, schirmt ab oder befreit Energien in privaten Wohnungen und Gärten, aber auch Büros oder Geschäften, in Gastronomie, Arztpraxen und auf Baustellen. Das Erschaffen eines gesunden Raumklimas ist ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit. Viele Erfolgsgeschichten sprechen für sich – und dienen ihr manchmal sogar als Inspiration für einen Fengshui-Krimi, den sie auf ihrem gut gefütterten Blog veröffentlicht. Als gedrucktes Buch hat sie kürzlich den ersten „spirituellen Thriller“ – ein neues Genre – veröffentlicht.
Aber was macht den Unterschied aus zum klassischen Fengshui? Der chinesische Ausdruck bedeutet wörtlich übersetzt „Wind und Wasser“ und meint die Lehre vom Menschen und seiner Umgebung. „Beim Energetischen Fengshui ist keine äußere Veränderung der Räume nötig. Ich verändere durch spezielle Techniken die Energie sofort, heile Räume nachhaltig“, erklärt die Meisterin. Alles Leben – ob von Pflanze, Tier, Mensch oder Gegenstand – werde von der Lebensenergie Chi durchströmt, die sich aus Sauerstoff, Licht und dem Geheimnis des Lebens selbst nährt. „Jeder Raum ist auch Selbstausdruck des Menschen, ist wie ein atmender Organismus – eine Wesenheit. Die kann traurig oder depressiv oder wie ein Organ erkrankt sein.“ Schon eine Ecke könne das ganze Wohnumfeld vergiften, so die Energie-Expertin, deren Aufgabe das Aufspüren von Störfeldern ist. Zu wenig Chi manifestiere sich durch Müdigkeit und Antriebslosigkeit bis hin zu Krankheiten. Deshalb ist es ein gemeinsames Ziel aller Fengshui-Schulen, das Chi wieder zum Fließen zu bringen, damit Räume uns wie heilsame Energie-Oasen nähren und uns ein Wohlgefühl von Zugehörigkeit, Sicherheit, ja Heimat vermitteln.
Disbalance entstehe auch durch „nomadenhafte Vielumzugs-Zeiten“. Unsere Räume wurden ja meistens vorher schon bewohnt. Jeder Bewohner hinterlasse seine Energieabdrücke wie in einer „Puddingform“. Das gehe bis zu aggressiven Besetzungen mit negativen Energien, Krankheitsbildern, systemischen Belastungen, Stress, Streit und Sorgen der Vorbewohner. In Geschäftsräumen kann der Geldfluss durch vorherige Betreiber stark blockiert sein. Auch Energie von Nachbarn könne laut Hörler ungeschützt durch Wände strömen und die Atmosphäre vergiften. „All das zusammen bildet verschiedenste, meist negative Energieabdrücke, die bis in die Wände hineinwirken. Durch unterschiedliche Transformationsarbeit und das Anbringen kleiner Zeichen, die ähnlich wie Akupunkturnadeln wirken, bekommt die Raumenergie einen neuen Impuls. Diese positiven Veränderungen sind dauerhaft nachweisbar und spürbar. Früher wurde das Richtfest eines Hauses immer mit offenem Dach gefeiert, um die guten Geister einzuladen. Eine schöne Metapher, um sich meine Arbeit vorzustellen“, so die Fengshui-Meisterin.
Berliner Museumsinsel ist positive Energie
Berlin hat sich Hörler 2008 als einen vielschichtigen, von Kreativität vibrierenden Kraftort als Wahlheimat gewählt. „Berlins Stadtviertel haben sehr viele Geschichtsschauplätze, an denen sich die Historie der Stadt auf geballtem Raum regelrecht überlagert. In vielen Umnutzungsbauten wie zu Lofts ausgebauten Gefängnissen oder Krankenhäusern leben wir wie in einem offenen Geschichtsbuch – Seite um Seite voller alter Energien“, so die Fengshui-Expertin. Berlin war aus ihrer Sicht schon immer ein guter Katalysator, um die Schwere seiner Geschichte zu transformieren. Das habe mit Blick auf die Zeit nach dem Krieg schon mit den Trümmerfrauen angefangen.
Das Chi durchströmt in einer intakten Natur Pflanzen, Bäume, Flüsse und Seen. Berlin war lange eine der europäischen Metropolen mit den meisten Grünflächen, Parks und Kanälen. Viele der von großen Gartenarchitekten der Jahrhundertwende konzipierten Parks stehen unter Denkmalschutz. Positive Berliner Energieorte sind für Hörler die Museumsinsel mit ihrer Wasserlage an der Spree oder der nach allen Seiten offene Viktoria-Luise-Platz mit seinem wunderschönen Brunnen. Hörler plädiert für maximale Begrünung urbaner Lebensräume als „Energietankstellen“. Die Natur in die Stadt zu bringen, wie zum Beispiel durch Urban-Gardening-Projekte, nähre das Chi. Hörlers stärkstes Beispiel für zu wenig „städtische Atemfläche“ ist hingegen der Potsdamer Platz: Da gab es damals einfach keine gemeinsame Vision und auch der Alexanderplatz sei energetisch eine konfuse und natürlich auch eine geschichtlich sehr belastete Zone. In den letzten Jahren beobachtet die Fengshui-Meisterin eine nachteilige Veränderung in der Hauptstadt. Das liege an der chaotischen, „das Chi erstickende“ Stadt-Bebauung. Immer mehr begrünte Innenhöfe und Stadtbäume werden für Bauprojekte abgeholzt. Statt neuem Grün schließe immer mehr Stahlbeton die Lücken, „für kalten Luxus“. Berlin brauche stadtplanerisch wieder mehr Miteinander und Visionen für ein schwingendes, gesundes Energiefeld statt individuell und kapitalistisch ausgerichtetes Stückwerk. Auch sogenannte Energiegitter wie Umwelt-, Strahlengitter, Elektrosmog, Wasseradern oder chemische Verbauungsstoffe spielten bei energetischen Blockaden eine Rolle. Techniken wie der Ausbau von 5 G – das noch schnellere W-Lan-Netz – durchschneiden natürliche Räume und absorbierten die Lebensenergie.
„Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings“
Doch jeder Einzelne könne etwas tun. Neben täglichen Ritualen, kurzen Meditationen für das Zuhause oder den Arbeitsplatz sei vor allem Dankbarkeit für den Lebensraum von positiver Wirkung. Jeder sollte auch mal andersherum fragen, wie sich die Räume mit ihren Bewohnern fühlen. Gesunde Lebensmittel, natürliches Licht, frisches Grün von Blumen, Pflanzen und Kräutern auf der Fensterbank gehören in jede Home-Oase, genauso wie etwas Schönes und Persönliches, das Freude schenkt. Jeder Einzelne sollte sich bewusst machen, dass wir alle ein Mosaikteil des großen Ganzen sind und dass allein durch positive Energie in der eigenen Wohnung jeder auch ganze Stadtentwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen energetisch mitgestaltet. „Das ist wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, der die Welt verändern kann“, sagt die Fengshui-Meisterin.