Der aus Saarlouis stammende Thrillerautor Arno Strobel liest demnächst im Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg aus seinem neuen Roman „Der Trip“, der im Milieu von Campingplätzen spielt.
Herr Strobel, besitzen Sie ein Wohnmobil?
Ja, ich mache schon mein ganzes Leben lang Campingurlaub. Früher mit meinen Eltern, dann erst im Zelt, anschließend im Wohnwagen. Vor zwei Jahren haben wir uns dann ein Wohnmobil gekauft, mit dem wir Europa erkunden möchten.
Wieso haben Sie sich für Ihren neuesten Thriller das Milieu der Campingplätze ausgesucht?
In meinen letzten Büchern habe ich mich mit aktuellen Themen beschäftigt wie Digital Detox, Smarthome und Sharing. Da war der Gedanke, mich auch mit dem durch Corona boomenden Campingurlaub zu beschäftigen, naheliegend. Zudem finde ich die Fallhöhe zwischen unbeschwertem Urlaub und brutalem Mord interessant.
Im Roman schildern Sie eindringlich die Gefühlslage der Hauptfigur Evelyn Jancke, deren geliebter Bruder vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist.
Wie sah Ihre Recherche in diesem Punkt aus, haben Sie mit Betroffenen gesprochen?
Ich habe mich mit einer Psychologin, die ähnliche Fälle aus ihrer Praxis kennt, ausgiebig und öfter über das Thema unterhalten.
Immer wieder schildern Sie auch die Gefühlslage aus der Perspektive des Serienmörders. Wie schaffen Sie es, sich in so jemanden hineinzuversetzen?
Ich glaube, das macht die jahrelange intensive Beschäftigung mit der Thematik und mit Gewaltverbrechern. Ich will doch nicht hoffen, dass diese Gedanken in „meiner Natur“ liegen.
Was war die erste Idee, die Sie zu dem Roman hatten?
Tatsächlich war das ein reales Erlebnis, das wir im letzten Jahr hatten. Wir waren mit dem Wohnmobil auf dem Weg nach Spanien, sind allerdings hinter Dijon gestrandet, weil wir mit einem Reh kollidierten und nicht mehr weiterfahren konnten. Die anschließende Situation während des Abschleppens in der hereinbrechenden Dunkelheit, weg von Dörfern und Städten, durch Wälder und teilweise regelrecht unwegsames Gelände, dazu kein Netz auf dem Handy … Das war so skurril, dass ich noch vor Ort beschlossen habe, daraus einen Psychothriller zu machen. Und tatsächlich gibt es am Anfang von „Der Trip“ circa zehn Seiten, in denen exakt das widergespiegelt wird, was wir erlebt haben.
Im Roman taucht der Selfmade-Millionär Jasper Kriebich auf, der Glück hatte mit seiner Software-Firma. Sie selbst waren IT-Unternehmensberater. Wie viel Strobel steckt in Kriebich?
Null. Bei solchen Figuren habe ich sicher ein gewisses berufliches Hintergrundwissen, die Charaktere sind aber frei erfunden.
Sie sind laut Wikipedia erst sehr spät zum Schreiben gekommen – oder erst sehr spät zum erfolgreichen Schreiben?
Tatsächlich habe ich erst mit Ende 30 meine ersten schriftstellerischen Gehversuche gemacht. Bis zur Erstveröffentlichung vergingen dann noch mal ein paar Jahre, sodass ich, als mein erstes Buch „Magus – Die Bruderschaft“ im dtv erschien, schon 45 Jahre alt war.
Die Titel Ihrer Thriller bestehen nur aus einem bestimmten Artikel und einem Hauptwort – „Der Trakt“, „Der Sarg“, „Das Dorf“ – was hat es damit auf sich?
Da geht es schlicht um die bessere Einprägsamkeit.
Sie sind in Saarlouis-Roden aufgewachsen – von dort stammt auch die Krimiautorin Liliane Skalecki alias Liliane Fontaine. Stimmt es, dass Sie von der Vereinigung deutscher Krimiautoren zufällig als ihr Pate eingeteilt wurden?
Ja, das ist richtig. Es war ein reiner Zufall, der aber dazu geführt hat, dass wir uns dort erst kennengelernt haben, obwohl wir aus dem gleichen Ort stammen.
Sie leben jetzt ein wenig außerhalb des Saarlandes, in Tawern bei Konz. Der klassische Fall des Autors, der sich aufs Land zurückgezogen hat, um in Ruhe schreiben zu können?
Ich habe viele Jahre in Luxemburg gearbeitet, das war der Hauptgrund, warum ich mir in Grenznähe ein Haus gekauft habe. Ruhe habe ich dort auf jeden Fall, aber die hätte ich sicher auch im Saarland gefunden. Ich fühle mich dem Saarland nach wie vor sehr verbunden.
Was ist das spannendste Buch, das Sie je gelesen haben?
Karl May – Winnetou 1. (lacht) Vielleicht lag es an meinem Alter von neun Jahren, vielleicht auch daran, dass es mein erstes eigenes Buch außerhalb der Schule war, aber ich hatte nie wieder ein so ausgeprägtes Kopfkino und habe nie wieder so sehr mit den Guten gefiebert wie in diesem Abenteuerroman. Und das, obwohl es um Winnetou geht, den ein anderer Verlag sogar aus dem Programm genommen hat. Wozu ich mich bewusst nicht äußere, sondern lediglich den Kopf schütteln kann.
Wie gesund für die Psyche ist das Schreiben von Thrillern?
Solange man sich bewusst und sicher ist, dass das, worüber man beim Schreiben nachdenkt – zum Beispiel auf welch grausame Art man jemanden sterben lässt – aufgesetzte Fantasie ist und man unter normalen Umständen nicht darüber nachdenken wird, sehe ich keine Gefahr für mein geistiges Wohlbefinden.
Was kommt als Nächstes von Ihnen?
Bücher. Viele Bücher. (lacht) Aber ernsthaft: Nach „Der Trip“ kommt Ende Februar 2024 der neue Roman aus der Reihe Mörderfinder, die ich mit Max Bischoff schreibe.