Geschichte wiederholt sich nicht. Oder doch? Darüber ließe sich ausgiebig diskutieren.
Tatsache ist jedenfalls, dass einmal mehr die Themen Flüchtlinge und Corona auf der Agenda stehen. Nur diesmal nicht hintereinander, sondern gleichzeitig. Mit all den anderen drängenden Problemen, für die das Stichwort „Energiekrise" als Überschrift stehen mag.
Mit dem Krieg in der Ukraine und Russlands Bomben gegen Städte und zivile Ziele wird die Zahl der Menschen, die Zuflucht suchen, steigen. Es ist keine Frage, dass wir diese Menschen, wie auch andere, die vor ähnlichen Verhältnissen fliehen, anständig aufnehmen. Wenn Kapazitätsgrenzen erreicht sind, muss darüber geredet werden, was wie zu tun ist. Die Frage ist nur, wie diese Diskussion geführt wird.
Permanente öffentliche Einlassungen darüber, was wie gemacht werden soll und wer was zu bezahlen hat, helfen nur bedingt. Wenn sie dann noch mit der ständigen Warnung verbunden sind, dass diese oder jene Vorgehensweise (oder der Verzicht darauf) womöglich das soziale Miteinander gefährden könne, steht kaum zu vermuten, dass das zu atmosphärischen Verbesserungen führt.
Das Saarland hat 2015/2016 gezeigt, was in solchen Herausforderungen solidarisches Zusammenstehen erreichen kann. Es würde uns gut anstehen, wenn sich diese Geschichte wiederholen würde.
Auch wenn, wie immer, die Umstände nicht wirklich vergleichbar sind. Wir haben zweieinhalb Jahre Pandemie hinter uns und stecken in der nächsten heftigen Herbstwelle. Und die anderen aktuellen Probleme (Energie, Inflation) würden für sich schon reichen, erheblich an Kraft und Nerven zu zehren. Zugegebenermaßen ist auch dabei gesellschaftliche Solidarität in nicht geringem Maße gefordert.
Aber darf das dazu führen, die Aufnahme von Flüchtlingen zu einem weiteren politischen Streitfeld nach bekannten Mustern zu machen? Die Frage sollte sich von selbst beantworten.
Der jetzige Innenminister hat schon in früheren Funktionen gerne das Motto ausgegeben: Nicht übereinander, sondern miteinander reden. Kein schlechter Rat. Das Land als Spitzenreiter in Sachen Corona ist nicht sonderlich prickelnd. Einmal mehr vorbildlich beim Umgang mit Flüchtlingen würde uns dagegen gut anstehen.