Das Ahrtal drei Monate nach der Katastrophe: eine einzige Baustelle. Die meisten Orte sind geräumt. Höchste Priorität hat es nun, den Menschen, die bleiben, einen warmen Winter zu ermöglichen.
Grau und braun sind die beherrschenden Farben derzeit im Tal der Ahr, zwischen Blankenheim und Sinzig am Rhein – grauer Himmel, graubraune Flussauen. Bis Juli reihten sich noch Weinreben aneinander, überspannten Erlen das Flussufer, die Ahr wand sich träge durch ihr Bett. Bis in jener Nacht vom 14. auf den 15. Juli der Fluss, gespeist von vielen Nebenbächen an seinem Oberlauf und dem Regenwasser von den wasserundurchlässigen Schieferhängen, in dem tief eingeschnittenen Tal zu einer teils zehn Meter hohen Welle anstieg, die alles mit sich riss.
Viel Papierkram und viele helfende Hände
Was zurückblieb, waren 134 Tote, eine Trümmerlandschaft aus Holz, Stein, Blech und den Überresten Tausender betroffener Haushalte. Vier Wochen nach der Flut hatte FORUM schon einmal das Katastrophengebiet besucht, jetzt, zwölf Wochen später, gibt es weitere sichtbare Fortschritte. Dennoch wird es Jahre dauern, bis sich die Menschen und die Region erholen. Doch im Augenblick drängt die Zeit, denn der Winter naht und Heizungen müssen her. Vielerorts gelten Orte wie Rech, Schuld oder Dernau mittlerweile als Geisterdörfer, denn wirklich vernünftig wohnen kann dort kaum jemand mehr – und dennoch werden viele bleiben wollen, glaubt man dem Adenauer Bürgermeister Guido Nisius, zu Hause in ihrer Heimat.
Was sie erwartet, ist Papierkram und ganz viel Hilfe aus allen Teilen der Republik und darüber hinaus. Ohne die privaten Hilfsinitiativen, die Helfer zu Einsätzen shutteln, Containerdörfer bauen und kostenlos Baustoffe organisieren, hat sich die Verwaltung als überfordert gezeigt. Auf eine so schwerwiegende Katastrophe ist das Land und seine Infrastruktur an Katastrophenschutz trotz Erfahrungen aus Sturmfluten und Überschwemmungen wie an der Elbe 2002 nicht genügend vorbereitet – schon gar nicht, wenn Strom und Mobilfunk, Rückgrat unserer modernen Zivilisation, ausfallen.
Zwar zieht an der Ahr im Augenblick ein wenig der Herbstblues ein, doch davon lassen sich die Bewohner der von der Flut getroffenen Ortschaften nicht unterkriegen. Viele sind mittlerweile woanders untergekommen. Staatliche Finanzhilfe steht ab sofort bereit, Tausende Anträge sind bereits eingegangen. Ob und wie viele dort wohnen bleiben werden, ist noch unklar. Klar ist, sie müssen, falls sie bleiben, hochwassergerecht neu- oder umbauen. Auch dafür gibt es Geld. Denn dass dieses Hochwasser nicht das letzte seiner Art im Tal war, ist unstrittig.