Ihnen wird gerne die reine Lust am Schießen unterstellt. Dass dies nicht selten ein Vorurteil ist und sich vor allem das Bild des Jägers gravierend ändert, wissen die wenigsten. Denn junge Jägerinnen sind auf dem Vormarsch und in den sozialen Medien aktiv – und beliebt.
Wir haben nichts geschossen, nur die gute Luft genossen“, sagen zwei Jungjägerinnen, die sich bei Instragram selbst „Huntersisters“ nennen. Nicht, dass deren Optik für die folgenden Zeilen von Bedeutung ist – doch wenn man die beiden attraktiven Frauen sieht, würde man sie eher in die Schublade „Beauty(vlog)“ stecken und keinesfalls glauben, dass es sich bei den beiden um sogenannte Jagd-Influencerinnen handelt. Sie posieren meist in der Natur, in Jeans und Allwetterjacken, auf grünen Wiesen, auf dem Hochsitz. Bilder von erlegten Tieren stellen die beiden nicht zur Schau. Mehr als 40.000 Follower haben die jungen Frauen. Das Schießen ist natürlich Teil ihrer Leidenschaft, die auf dem Profil aber in den Hintergrund rückt. Es geht ihnen scheinbar eher um die Verbreitung ihrer Message, dass der Natur und dem Wald geholfen werden muss. Dass ein Bewusstsein für das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier geschaffen werden muss. Der Wald gehegt und gepflegt werden soll. Ihre Posts beinhalten fast immer einen typischen Spruch oder einen Vers aus dem Jäger-Jargon und somit bringen sie einem breiten, jugendlichen Feld ihr Hobby näher und wollen Verständnis schaffen.
Die echte Natur erleben
Sie sind nur zwei von vielen jungen Frauen, deren Leidenschaft dem eher außergewöhnlichen Hobby Jagd gilt. Junge Großstädter, die einen Jagdschein machen, um die echte Natur zu erleben, das ist ein regelrechter Trend, der immer mehr Anhänger findet – aber eben vor allem Anhängerinnen. Dabei erstaunt die Motivation: bewusster Fleischkonsum durch das eigene Erlegen und Ausnehmen der bejagten Tiere. „Nur durch gezielte Maßnahmen und kontrolliertes Eingreifen kann der Schaden, den wir unserer Umwelt zufügen, reguliert und in Schach gehalten werden“, beschreibt es die Jagd-Bloggerin Mounira von „miss-hunt.de“ auf ihrer Website. Diese Argumentation hört und liest man öfter. Die Sehnsucht nach Naturerleben kommt dazu. Sicher, um den Wald zu erleben, könnte man wohl einfach spazierengehen und sich Wissen über die Dinge anlesen, die einen interessieren. Doch das „grüne Abitur“ scheint einen besonderen Reiz auszumachen bei dem die eigentliche Jagd oder das Erschießen von Tieren nur ein Randaspekt dieses Großen und Ganzen ist.
Das Jagdverständnis hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark geändert. Vielleicht fühlen sich deswegen auch vermehrt Frauen davon angezogen und stellen sich der Herausforderung ihre Position in einer männerdominierten Welt zu behaupten. Was früher noch als besonders männlich galt, einer langen Tradition verschrieben war, nach dem Motto „wer am meisten Wild erlegt, ist der Größte“ ist heute lange nicht mehr der Fall. Auch wenn es sicherlich – wie in eigentlich allen Bereichen – schwarze Schafe gibt, die ausschließlich von der Jagdlust getrieben sind, so stellt sich ein Großteil der jungen Jäger doch gerne als Naturschützer dar Sie wollen „ihren Wald“ beschützen, verletzte oder kranke Tiere erlösen. Schaut man sich das Profil von „Rea.Jagd“ spürt man förmlich in ihren Bildern, die Liebe zur Natur und wie sehr sie das Draußensein genießt. Ob man das auch ohne das Schießen nicht genau so ausleben könnte, ist wohl Einstellungssache …