Jäger sind Mörder lautet die Meinung der Gegner. Fürsprechern geht es um das Wohl des Waldes. Eines ist beim Thema Jagd glasklar – es polarisiert und bietet reichlich Nährboden für Vorurteile. Auf beiden Seiten.
Die Frage, ob die Jagd ein Stück Kultur oder doch reine Tierquälerei ist – so viel sei schon mal gesagt – können oder möchten wir nicht final beantworten. Wieso? Weil es eine aufgeheizte Debatte ist, bei der jede Partei auf ihrem Standpunkt beharrt. Viele Tierarten würden sich ungehindert vermehren und den Wald zerstören, sagen Jäger. Ohne Bejagung bleibt der Wald im Gleichgewicht, der sich naturgemäß selbst reguliert, sagen Tierschützer.
Bei der Jagd geht es den Zugewandten aber um viel mehr als den Fleischkonsum. Es geht um Traditionen, Rituale und Leidenschaft und nicht zuletzt um Naturschutz. Seit Menschengedenken jagen „wir“ und der Beruf oder das Hobby ist tief in der Gesellschaft verwurzelt. Erstaunlicherweise handelt es sich auch nicht um ein Nischendasein. Es gibt tatsächlich einen Trend zum Jagen, vor allem unter jungen Menschen. Vor allem handelt es sich dabei um Großstädter, vermehrt junge Frauen, die mit der Jagd einen moralischen Weg für sich gefunden haben ihren Fleischkonsum zu rechtfertigen. Und wer Fleisch essen möchte, soll auch bereit sein, den ganzen Weg zu gehen: Vom Schießen bis zum eigenhändigen Ausnehmen und schließlich der Zubereitung und damit der Verwertung des ganzen Tieres.
Die jahrhundertealte Tradition ist, wie bereits erwähnt, tief in unserer Gesellschaft verankert. In Paris zum Beispiel gibt es ein ganzes Museum, das sich der Jagd widmet. Denn Jagd-Motive sind unter anderem seit jeher Bestandteil der bildenden Kunst.
Naturschutz und/oder Abenteuer
Wie sehr das Thema die Gesellschaft spaltet, sieht man auch an den ebenso einleuchtenden Argumenten der Gegenseite. Jagd-Gegner und Tierschützer rücken die generelle Sinnlosigkeit des Schießens in den Vordergrund ihrer Argumentation. Auch wenn der Tod zum Leben dazugehört, sollte nicht der Mensch darüber entscheiden, wann ein Tierleben beendet wird. Und gerade die Wildjagd bringt nicht selten Kollateralschäden mit sich. Damit sind nicht mal Extremfälle von getroffenen Hunden und Fußgängern im Wald gemeint. Oft sind es die Jungtiere, die ohne ihre Mutter schutzlos zurückbleiben und schließlich in Folge dessen verenden. Treibjagden gelten zu Recht als grausames Ereignis, bei dem vor allem die reine Jagdlust befriedigt wird …
Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, wird erstaunt sein, wie unterschiedlich die Betrachtungsweisen der Jäger untereinander sind. In Deutschland sind Jäger diejenigen, die Waldbezirke pachten und ihre Jagd in besagtem Gebiet verrichten. Nicht selten entscheiden dann die Waldbesitzer darüber, wieviel bejagt werden soll und geben einen sogenannten Abschussplan an ihre Pächter weiter. Da den Besitzern der Wald- beziehungsweise Baumbestand am Herzen liegt, freuen sich die einen über fleißige Pächter, die Schutzmaßnahmen, wie Baumhülsen oder einen Abfressschutz, an den Jungbäumen anbringen.
Wer Lust am Abenteuer und Schießen hat, ist noch lange nicht dazu befugt. Jagdschein-Anwärter müssen eine umfangreiche Prüfung absolvieren, viel Zeit und Geld investieren: Die Prüfung kostet 2.500 Euro, 120 Stunden in Theorie und Praxis müssen geleistet werden.