Einen erfrischenden Blick auf den Umgang mit religiösen Traditionen und das Erwachsenwerden an sich liefert die Coming-of-Age-Komödie „Du bist sowas von nicht zu meiner Bat-Mizwa eingeladen“ seit Kurzem bei Netflix.
Mit zwölf hat man es nicht leicht. Das weiß jeder, der schon mal zwölf war – egal wie lange es her ist. Obwohl man versucht, es allen recht zu machen, obwohl man sich korrekt verhält und immer wieder seinen Frust herunterschluckt … Wenn es darauf ankommt, läuft naturgemäß doch alles schief. Mit zwölf ist das Leben ein großes Drama. Es hätte wunderbar sein können, jetzt ist es zur Katastrophe geworden! Und Schuld daran haben natürlich erst einmal: die anderen. Eltern, die den Spaß verderben, fiese Freundinnen, dumme Typen oder lästige Pflichten durchkreuzen das, was so sorgsam und wohlüberlegt vorbereitet war. So geht es zumindest Stacy Friedman (Sunny Sandler), der Zwölfjährigen, die demnächst ihre Bat-Mizwa feiern soll. Wie für Jungen die Bar-Mizwa mit 13 Jahren, stellt für Mädchen die Bat-Mizwa mit zwölf Jahren das Erreichen der religiösen Mündigkeit im Judentum dar, die für gewöhnlich mit einer religiösen Zeremonie und einem anschließenden großen Fest gefeiert wird. Mit Einsetzen der Handlung steckt Stacy gerade mitten in den Vorbereitungen für diese einschneidende Feierlichkeit. Auch für ihre beste Freundin Lydia Rodriguez Katz (Samantha Lorraine) steht die Bat-Mizwa kurz bevor.
Erwachsenwerden mit Stolperfallen
Der Film beginnt damit, dass Stacy sich die perfekte Party ausmalt. In der Fantasie-Sequenz trägt sie das perfekte Kleid, ist umgeben von wunderschönen Menschen, ihre beste Freundin ist da, und nicht zu vergessen: In der Party-Crowd taucht auch ihr Schwarm Andy Goldfarb (Dylan Hoffman) auf, dem sie zu diesem Anlass endlich ihre Zuneigung gestehen will. So friedlich wie der Film beginnt, so zweifelsfrei lässt sein Titel es erahnen: „Du bist sowas von nicht zu meiner Bat-Mizwa eingeladen“ deutet an, dass bis zum eigentlichen Fest noch so einiges passiert. Stacy muss durch den Vorbereitungsunterricht mit Rabbi Rebecca (Sarah Sherman) und Kantor Jerry (Dan Bulla), dem Inbegriff von leicht übermotivierten und etwas peinlichen Erwachsenen. Sie muss – das ist ganz wichtig – ein passendes Kleid finden, sich außerdem immer wieder mit ihren Eltern (gespielt von Idina Menzel und Adam Sandler) auseinandersetzen, und ganz nebenbei muss sie auch noch in der Schlangengrube der gleichaltrigen Mädchen bestehen und vor allen Dingen ihren Schwarm Andy Goldfarb auf sich aufmerksam machen.
Eine verlässliche Bank ist dabei eigentlich stets ihre beste Freundin Lydia, mit der Stacy sich über alles austauschen kann. Dass hier die Probleme der Pubertät, von der Menstruation bis hin zu Haaren an den Nippeln, kreativ thematisiert werden, ist ein positiver Aspekt des Films. Als dann aber nicht Stacy, sondern Freundin Lydia auf einer Party Andy Goldfarb näherkommt, bricht für Stacy eine Welt zusammen. Sie ist zutiefst gekränkt und startet eine Gegenoffensive, um Andy zu imponieren und gleichzeitig Lydia zu diskreditieren und zu blamieren. Das jugendliche Drama ist vorprogrammiert, die Reaktion der Eltern (streng-liebevoller Vater, verständnisvolle Mutter) auch, der Ausgang irgendwie auch. Am Ende des Films, zur tatsächlichen Bat-Mizwa-Feier, hat Stacy so einiges über das Leben und den Umgang mit anderen gelernt: dass das eigene Handeln Konsequenzen hat, dass Erwartungen auch mal enttäuscht werden und vor allen Dingen, dass Fehler menschlich sind und man nicht immer perfekt sein kann. Ein klassischer Coming-of-Age-Film eben, der – wie viele Vertreter seines Genres – generationenübergreifend funktioniert. Der Spiegel, den sowohl Eltern als auch Kinder vorgehalten bekommen, hilft womöglich beiden für mehr gegenseitiges Verständnis.
Adam Sandlers Tochter in der Hauptrolle
Ein generationenübergreifender Film ist diese Komödie nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für die Darsteller. Denn Adam Sandler hat diesen Film nicht nur produziert, sondern spielt gleich mit seiner kompletten Familie darin mit. Was sich nach einem Produkt von Vetternwirtschaft anhört, ist dennoch zu einem guten Ergebnis gekommen. Im Film gibt Adam Sandler Vater Danny Friedman, seine beiden Töchter Sunny und Sadie werden zu Stacy und deren Schwester Ronnie Friedman. Auch Jacky Sandler, Adam Sandlers Frau und Mutter der Töchter, ist im Cast vertreten. Allerdings nicht als Filmmutter, sondern als Mutter von Stacys bester Freundin Lydia.
Der Film ist ein Ergebnis von Adam Sandlers mehrjähriger Zusammenarbeit mit Netflix, deren Resultat zuletzt etwa die Murder-Mystery-Filme mit Jennifer Aniston waren. Für „Du bist sowas von nicht zu meiner Bat-Mizwa eingeladen“, der auf dem gleichnamigen Roman der Autorin Fiona Rosenbloom basiert, wurde die junge jüdische Regisseurin Sammi Cohen engagiert, die mit einer zeitgemäßen Perspektive sowohl typische Teenager-Themen als auch deren Lebensrealität im religiösen Kontext zeigt.