Herr Uhlmann, wer kann für mehr Generationengerechtigkeit sorgen – die Politik oder der Einzelne?
Das kann man nicht so einfach trennen. Ich glaube aber, es sind die Menschen, die die Politik zur Veränderung zwingen müssen. Der Druck auf die Politiker muss wachsen, damit diese mehr im Sinne der Menschen handeln. Allerdings wurden in der Vergangenheit die Frauen und Männer in der Politik nicht immer für ihr gutes Handeln belohnt. Es ist eben kompliziert.
Was sind Ihre Forderungen an die Politik? Und wie engagieren Sie sich?
Ich empfinde mich als ziemlich privilegiert in Bezug auf mein Elternhaus, meine Hautfarbe und meine geografische und soziale Herkunft. Mein Leben hat eine Menge Annehmlichkeiten. Aber im globalen Kontext gesehen weiß ich, dass unsere Lebensweise Folgen hat. Der globale Konsum wirkt sich für viele Menschen auf der Welt bei Weitem nicht nur positiv aus. In Zukunft werden auch wir die Konsequenzen zu spüren bekommen. Denken Sie nur an den Klimawandel: Durch den Wachstumswahn sind wir dabei, die Erde unbewohnbar zu machen. Wenn sich nichts ändert, werden auch die gesellschaftliche Spaltung und die Armut größer. Die dringendsten Zukunftsfragen sind für uns unter anderem Frieden – und damit Verzicht auf Kriegswaffenexporte, Klimaschutz, Armutsbekämpfung und Bildung. Mit den Veränderungen habe ich wie Gandhi bei mir selbst angefangen: Ich ernähre mich vegetarisch, fahre mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen und engagiere mich in der Freizeit politisch.
Das klingt idealistisch. Aber glauben Sie wirklich, dass sich diese Ideen umsetzen lassen?
Wir vom Jugendrat können auch nicht die Zukunft vorhersagen. Aber hätten wir keine Hoffnung, gäbe es uns überhaupt nicht. Wir können uns eine bessere Zukunft vorstellen und wollen für diese kämpfen. Wichtig ist es auch, die Debatte überhaupt anzustoßen. Wer keine Utopien hat, dem fehlt der Glaube an die Zukunft.