Südstaaten-Sound vor grandioser Kulisse: Ein Klassiker kehrt als Musical zurück: „Die Farbe Lila“ läuft seit dem 8. Februar im Kino.

Die Geschichte beginnt 1909 in Georgia, einem der Südstaaten der USA: Celie Harris (als junge Frau gespielt von Phylicia Pearl Mpasi, als ältere Frau von Fantasia Barrino) lebt zusammen mit ihrer Schwester Nettie (als junge Frau dargestellt von Halle Bailey, von der Sängerin Ciara als ältere) bei ihrem Vater Alfonso (Deon Cole), der sie sexuell missbraucht. Zweimal ist sie schon schwanger geworden, zweimal hat ihr Vater ihr die Babys direkt nach der Geburt weggenommen. Was aus ihnen geworden ist, weiß sie nicht; sie befürchtet, dass sie nicht mehr am Leben sind.
Der fast zweieinhalb Stunden lange Film „Die Farbe Lila“ erzählt eine vielschichtige Handlung, die sich über eine Reihe von Jahrzehnten erstreckt. Es geht um ein sehr hartes Thema: die Dominanz von gewalttätigen, sexuell übergriffigen Männern in einer Vielzahl von Variationen – und um den Kampf dagegen, das erwachende Selbstbewusstsein der Frauen. Die Geschichte ist einerseits sehr persönlich und um die Protagonistin Celie herum angelegt, gibt aber andererseits auch die gesellschaftliche Entwicklung in dieser Zeit wieder.
Handlung geht über Jahrzehnte
Der Mix aus Musical und Spielfilm funktioniert sehr gut. Der Film überzeugt durch einen sehr stimmigen Soundtrack, durch sauber choreografierte Gesangsszenen, die schlüssig in die Handlung integriert sind und eine Handlung, die alles andere als oberflächlich ist.
Der Film setzt die Welt der Südstaaten der USA des beginnenden 20. Jahrhunderts perfekt in Szene. Sumpflandschaften, knorrige alte Eichen, von denen das Spanische Moos herunterhängt – das sind die Bilder, die das ländliche Georgia ausmachen.
Der Film spielt zum allergrößten Teil in der afroamerikanischen Community. Weiße Amerikaner kommen über weite Strecken gar nicht vor, und wenn sie dann auftauchen, sind sie rassistisch und gemein – und bleiben Randfiguren in der Handlung.

Auf Veranlassung ihres Vaters Alfonso muss Celie Albert „Mister“ Johnson (Colman Domingo; als alter Mann Louis Gossett Jr.) heiraten, einen Farmer. Der sucht nach dem Tod seiner Frau ganz offensichtlich keine liebende Ehefrau, sondern eher eine Hausangestellte. Und so muss Celie sich um sein Haus und seine drei Kinder kümmern. Eine Weile später taucht Celies Schwester Nettie bei ihr auf; sie ist auf der Flucht vor Alfonso, der begonnen hat, sie sexuell zu belästigen. Zunächst lässt Albert sie einziehen, sehr zur Freude von Celie. Aber kurz darauf wirft er sie aus dem Haus, als sie sich gegen Zudringlichkeiten wehrt. Im Gehen verspricht Nettie ihrer Schwester regelmäßig zu schreiben – aber die Briefe kommen nicht an, weil Albert sie abfängt.
„Die Farbe Lila“ basiert auf dem Roman von Alice Walker aus dem Jahr 1982. Das Buch wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. International richtig bekannt gemacht hat den Stoff jedoch der gleichnamige Film von Steven Spielberg aus dem Jahr 1985, der in elf Kategorien für den Oscar nominiert war, allerdings keine der Auszeichnungen gewann.
Pulitzerpreis für das Buch

Die erste Musical-Version kam 2005 heraus und lief bis 2008, eine Neuinszenierung war von 2015 bis 2017 zu sehen. Die Musicals bilden die Grundlage für den neuen Film. Allerdings sind im Film nicht alle Musical-Songs enthalten, dafür aber ein Titel aus dem 1985er-Film. Bei der Musical-Verfilmung hat Blitz Bazawule Regie geführt. Auch Steven Spielberg ist wieder an dem Film beteiligt: als einer der Produzenten. Bekannte Namen unter den Produzenten sind außerdem Ophrah Winfrey und Quincy Jones.
Die Jahre vergehen und Alberts Kinder werden älter. Im Jahr 1917 heiratet Sohn Harpo (Corey Hawkins) seine Freundin Sofia (Danielle Brooks). Er baut für seine Familie im Sumpf ein Haus auf Stelzen. Erst will er dort wohnen, aber dann entschließt er sich, dort einen sogenannten Juke Joint aufzumachen, eine Art einfachen Club für Afroamerikaner. Zur Eröffnung kommt die Sängerin Shug Avery (Taraji P. Henson) in den Ort. Sie stammt ebenfalls aus Celies Heimatstadt. Ihr Vater ist der Pfarrer des Ortes. Shug allerdings hat den Kontakt zu ihm abgebrochen und es zu Berühmtheit gebracht. Die Männer sind begeistert von ihrer Ankunft, aber auch für Celie eröffnen sich neue Wege – vor allem, weil Shug mit den Männern selbstbewusst umgeht.